Bemerkung |
Der weitreichende Wandel von Intimität und Reproduktion seit Mitte des letzten Jahrhunderts eröffnet neue Spannungsfelder für die Frage nach der Rolle staatlicher Regulierung des Privaten. Der so genannte familienstrukturelle Wandel und die Liberalisierung von Sexualität gehen mit einer Zunahme von Lebensformen und Beziehungen jenseits der heterosexuellen Normalfamilie einher, denen oft nicht dieselben sozialen Rechte zugestanden werden. Technologische Entwicklungen in der Geburtsvorsorge und der Reproduktionsmedizin ermöglichen neue Pfade der Familienplanung und Kontrolle über Reproduktion, die mit unterschiedlichen Zugangsbarrieren versehen sind. Auch werfen sie tiefgreifende ethisch-moralische Fragen auf, die in sozialen und politischen Sphären ausgehandelt werden. In diesem Seminar werden wir untersuchen, welche Ansätze der Regulierung europäische Staaten in diesen Handlungsfeldern verfolgen. Dafür werden wir zunächst theoretische Zugänge zur Analyse von Intimität, Reproduktion und deren Regulierung erarbeiten. Im weiteren Verlauf werden wir uns einzelnen Regulierungsfeldern zuwenden. Hier werden wir vor allem (quantitative und qualitative) empirische Arbeiten lesen, die einerseits Erklärungsansätze für Länderunterschiede in staatlichen Maßnahmen und Gesetzen im Bereich der Intimität und Reproduktion testen und andererseits ihre sozialen Auswirkungen beleuchten. |