Kommentar |
Thomas Bernhards Werk ist vom Tod durchzogen und vom Ende her durchdacht. Nicht nur, dass seine Figuren sich das Leben nehmen, tödliche Unfälle haben oder umgebracht werden, dass seine Erzähler vom Totenbett oder aus dem Grab heraus sprechen – auch die Texte selbst sind Prozesse der Negation, manchmal von durchaus komischer Radikalität. In seinen Romanen entfaltet der „Geschichtenzerstörer“ Bernhard einen monomanisch anmutenden Redestrom; seine „Sprachmaschine“ (Endres) und seine komplexen Erzählstrategien können als „Unverwundbarkeitstechniken“ (Mittermayer) gelten und zugleich als Einübung in Wahnsinn und Tod. Dabei ist auch nach der Geschlechtercodierung dieser Verfahren zu fragen. – Im Zentrum des Seminars steht Bernhards Prosa (Theaterstücke abhängig vom Spielplan der Berliner Bühnen): von Frost (1963) über Amras, Der Wetterfleck, Korrektur u.a. bis hin zum großen Roman Auslöschung. Ein Zerfall (1986). Darüber hinaus soll der Zusammenhang von Literatur und Tod auch mit Hilfe historisch-anthropologischer und literaturtheoretischer Entwürfe erarbeitet werden. |