Kommentar |
Im Studienprojekt ‚Komisches Wetter: Klima – Körper – Stadt‘ werden wir uns mit den theoretischen und methodologischen Herausforderungen auseinandersetzen, die die Klimakrise an die Anthropologie und insbesondere an die Ethnographie stellt. Ausgehend von der anthropologischen und umweltgeisteswissenschaftlichen Literatur, die sich heute theoretisch, empirisch und kritisch mit dem Anthropozän beschäftigt, werden wir über zwei Semester lang ethnographische Forschungsprojekte konzipieren, entwickeln und durchführen, die den Fokus auf die Transformation von Praktiken und Politiken städtischer Naturenkulturen insbesondere in Berlin legen.
Die Figur des ‚komischen Wetters‘ evoziert dabei eine erste Öffnung für eine kosmo-politische Problematisierung der Welt, die mit solchen stadtökologischen Transformationen einhergeht. Sie steht auch für unser Interesse an situierten, körperlichen und affektiven Wissens- und Wertungsformen, die gleichzeitig in klimawissenschaftlichen und politischen Narrativen verflochten sind. Der Nexus ‚Klima – Körper – Stadt‘ beschreibt allgemein den Forschungsgegenstand, dem ethnographische Forschungsprojekte sich widmen werden, wobei jeder Terminus für unterschiedliche Konfigurationen zwischen Klimawissenschaft, -märkte und politik, menschliche und nichtmenschliche Körper, Stadtregierung und Stadtgesellschaft steht. In der empirischen Artikulation solcher Konfigurationen über verschiedene Logiken und Maßstäbe hinweg liegt das zentrale Erkenntnisinteresse des Studienprojektes.
Lernziele
Neben dem praxisbasierten Erlernen des ethnographischen Forschens und Schreibens verfolgt das Studienprojekt spezifischere Lernzielen theoretischer, empirischer und kritischer Natur:
- erstens die Erkundung, Aneignung und Reflexion von theoretischen und begrifflichen Repertoires der Anthropologie, die die Verflechtung menschlicher Praktiken und mit nichtmenschlichen Lebensformen und Treibkräften konzeptualisieren und so die Möglichkeit einer nicht anthropozentrischen Anthropologie begründen,
- zweitens die Erkundung, Aneignung und Reflexion von Praktiken und Grenzen der ethnographischen Erforschung und Repräsentation nichtmenschlichen Agenten, die sich Formen der linguistischen Kommunikation entziehen, und geologischen Prozessen und Transformationen, die Maßstäbe menschlicher Sinneswahrnehmung überschreiten,
- drittens das Experimentieren mit kollektiven, kollaborativen und multimodalen Formen und Formaten der ethnographischen Repräsentation und Intervention, also die Nutzung einer digitalen Forschungsplattform für die kollektive Sammlung und Auswertung von Daten, die kollaborative Anpassung mit epistemischen Partner*innen von Problemstellungen und Forschungsfragen, sowie die Arbeit an artefaktuellen und spekulativen Forschungsergebnisse als multimodale Instanzen der Begegnung und Intervention in Forschungsfeldern
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