Kommentar |
Angesichts des wachsenden Rechtspopulismus und Antisemitismus steht die Erinnerungskultur vor neuen Herausforderungen. Da das Seminar auf Erinnerungsorte der NS-Zeit fokussiert, kommt ein dritter Faktor hinzu, der sich aufgrund des hohen Alters auf das Weggehen von Überlebenden, damit der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, bezieht.
Nach der Einführung in die Wissenschaftsgeschichte der Erinnerungskultur - von Maurice Halbwachs bis Aleida Assmann und Kirstin Frieden - werden die Studierenden mit der Geschichte von beispielgebenden Erinnerungsorten vertraut, mit deren Raum und seinen baulichen Relikten, deren musealer Präsentation, mit pädagogischen Konzepten des Umgangs, damit der Vermittlung jener entsprechenden Geschichte mit verbalen wie schriftlichen Zeugnissen, Objekt-Zeugnissen, künstlerischen Ausdrucksformen, digitalen Formen. Bei den Erinnerungsorten handelt es sich um Lernorte, an die gesellschafts- wie kulturpolitisch aktuelle Fragen gestellt werden und Antworten gesucht werden sollen. Als Verbrechensorte mit Opfern und Tätern sind sie zugleich Orte, die Empathie wie Betroffenheit hervorrufen, die Fragen nach Handlungen von Menschen stellen, die in Machtstrukturen involviert sind.
Beispielgebende Erinnerungsorte werden die Topographie des Terrors als das ehedem eigentliche Regierungsviertel des NS-Staates sein, die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück/Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten sowie das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Die Studierenden werden gleichsam mit praktizierten Erinnerungsritualen konfrontiert, die Jahrzehnte nach der Befreiung vom NS-Regime in ihrer gebetsmühlenartigen Gleichheit wirkungsgeschichtlich zu hinterfragen sind. Aus diesem Wissen resultiert die Aufgabenstellung für die Seminarteilnehmerinnen und –teilnehmer. Diese zielt nicht auf die Zubereitung einer Erlebnisgeschichte, vielmehr auf die Vermittlung von Fakten zu den Geschehnissen und in diesem Sinne auf die Erarbeitung neuer Materialien zur Vermittlung der Orte für unterschiedliche Besuchergruppen. Als unterschiedliche Besuchergruppen werden Kinder ab 10 Jahren verstanden, Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulformen (Gymnasium, Gesamtschule, Realschule) mit Geschichtskenntnissen zur NS-Zeit, Auszubildende. Zudem ist hier die interkulturelle Zusammensetzung von Schulklassen zu berücksichtigen. Gleichsam kann auch an die Erarbeitung von Materialien gedacht werden, welche von Lehrerinnen und Lehrern genutzt werden, um ihre Schüler vorzubereiten und zu begleiten. Das Vermittlungskonzept soll unterschiedliche Genres einsetzen, wie beispielweise Apps, Videos, Reader u.a.m.
Das Konzept schließt die Begegnung mit den genannten Orten ein.
Der Besuch des begleitenden Seminars „Daten und ihre Analyse. Begleitseminar zu den Projektseminaren“ ist in der Studienordnung 2017 verpflichtend für den Abschluss des Moduls 8. |