Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung plant die Gedenkstätte Ravensbrück eine Einzelausstellung zum Werk der polnischen Bildhauerin und KZ-Überlebenden Zofia Pociłowska-Kann (1920-2019). Im Seminar werden die Studierenden in enger Absprache mit der Gedenkstätte die Ausstellung sowohl inhaltlich als auch organisatorisch mit vorbereiten. Hierzu werden sich die Studierenden mit einem Ausstellungsobjekt der Künstlerin intensiv beschäftigen und ihre Forschungsergebnisse in die Form eines populär-wissenschaftlichen Ausstellungstextes überführen.
Die Künstlerin Pociłowska ist durch das KZ zur Kunst gelangt: Während ihrer Gefangenschaft in Ravensbrück begann sie, für Mithäftlinge Miniaturen zu schnitzen. Nach der Befreiung und ihrer Rückkehr nach Polen studierte sie an der Warschauer Kunstakademie Bildhauerei. Die Künstlerin verfolgte innerhalb der Kunstszene der Volksrepublik Polen ihren eigenen Weg: Ohne Mitgliedschaft im Polnischen Künstlerverein arbeitete die Künstlerin weitgehend außerhalb des staatlich organisierten Kunstbetriebs. Nach der politischen Wende von 1989 galt ihre Kunst, bedingt durch die Beibehaltung der figürlichen Darstellung, als zu sehr der Doktrin des sogenannten Sozialistischen Realismus verhaftet.
In Vorbereitung der Ausstellung werden Fragen nach der Situiertheit der polnischen Künstlerin in der bisherigen Kunstgeschichtsschreibung, nach den geschlechtsspezifischen und institutionellen Ausschlusskriterien genauso im Zentrum stehen wie die Frage nach den Vorbildern und Quellen ihrer künstlerischen Themen. |