Kommentar |
Essensverweigerung ist seit der Romantik eine beliebte literarische Figur, und Magersucht seit dem späten 20. Jahrhundert ein weit verbreitetes literarisches Thema. Dagegen finden sich kaum Texte, in denen dickleibigen Figuren prominent erscheinen oder in positiver bzw. komplexer Weise dargestellt sind. Im Seminar machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach Romanen, Erzählungen, Dramen und Gedichten, die solche Figurationen von Fett thematisieren und fragen nach deren Funktion und Bedeutung. Ein Schwerpunkt liegt auf skandinavischen Texten (etwa Alexander Kielland: Garman&Worse, Karen Blixen: Angelic Avengers/Die Rache der Engel, Lars Ramslie: Fatso/Ugly Bugly und Lars Saabye Christensen: Halvbroren/Der Halbbruder). Es gibt jedoch auch Raum, Texte aus anderen europäischen Sprachen zu behandeln (beispielsweise Wilhelm Raabe: Stopfkuchen, Ludwig Fels: Ein Unding der Liebe, Diana Kempff: Fettfleck, Juli Zeh: Unterleuten, Jeanette Winterson: Sexing the Cherry, Sapphire: Push). Die Textauswahl wird in der ersten Seminarsitzung festgelegt.
Im Kurs arbeiten wir mit herkömmlichen literaturwissenschaftlichen ebenso wie mit alternativen kreativen und spielerischen Methoden. Dabei werden wir gemeinschaftlich literarische und theoretische Textauszüge lesen und mit ihnen denken. Später im Semester besteht Gelegenheit, das Erarbeitete in eigene Texte zu formen. Neugier, Entdeckerfreude, Offenheit für ungewöhnliche Herangehensweisen und die Bereitschaft eigenständige Forschung zu betreiben sind Voraussetzungen für die Teilnahme.
Studierenden, die den experimentellen Umgang mit (fremden und eigenen) Texten vertiefen möchten, empfehle ich zusätzlich den Besuch der Übung Methoden der Systemaufstellung in der Literatur- und Kulturwissenschaft – Ein Experiment oder auch das „Oberseminar“ „Kreativität im wissenschaftlichen Arbeiten.“
Interessierte Studierende können sich bereits jetzt in den Moodle-Kurs eintragen, wo weitere Informationen bereitstehen. Der Kursschlüssel kann bei Hanna Olters per E-Mail erfragt werden: (oltershx@hu-berlin.de)
Ab September steht außerdem ein Handapparat mit Primärtexten und einer Auswahl an möglicher theoretischer und Hintergrundliteratur in der Zweigbibliothek Germanistik/Skandinavistik. Hier können sich die Teilnehmenden bereits im Vorfeld mit einigen der Texte vertraut machen und damit die Auswahl der Texte, die wir in der ersten Sitzung gemeinsam vornehmen, vorbereiten. |