Kommentar |
Im Gegensatz zu Dänemark und Schweden waren Eigenstaatlichkeit und rechtliche Souveränität für Finnland und Norwegen in der Neuzeit neue Erfahrungen. Als Finnland 1809 und Norwegen 1814 die Staatlichkeit erreichten, war damit die Vorstellung verbunden, dass diese Staaten gewissermaßen „Völker“ und „Nationen“ einen politischen Rahmen verliehen. Dabei zeigte sich sogleich das Ausgangsproblem zu Beginn des 19. Jahrhundert, dass nämlich zunächst einmal definiert werden musste, was ein „Finne“, was ein „Norweger“ war. Der Nationskonstruktionsprozess, der sich an diese Fragen anschloss, soll im Zentrum der Übung stehen. Dabei werden wir uns einerseits mit kulturellen Aspekten wie Sprache, Kunst, Musik, Folklore, andererseits mit politischen Aspekten wie Rechtstexten und Parteien, aber auch mit wirtschaftlichen und sozialen Aspekten wie einer „nationalen“ Infrastruktur, der Aufhebung von Zöllen oder dem Wandel von der Stände- zur Nationalgesellschaft beschäftigen. Auch die Frage, was eigentlich eine „junge“ von einer „alten“ Nation unterscheidet und was dies konkret beim Vergleich zwischen Schweden/Dänemark und Finnland/Norwegen bedeutet, wird zu behandeln sein.
Studierende der Geschichtswissenschaften sind herzlich eingeladen, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Skandinavische und ostseefinnische Sprachkenntnisse sind nicht unbedingt von Nöten. |
Literatur |
Einführende Literatur: Peter Alter: Nationalismus. Ein Essay über Europa, Stuttgart 2016. Benedict Anderson: Die Erfindung der Nation, Frankfurt/M. 2005. Øyvind Østerud: Norwegian nationalism in a European context“, in: Øystein Sørensen (Hg.): Nationalism in small European nations, Oslo 1996, S. 29-39. Taina Huhtanen: Von der sozialen zur staatlichen Nationalbewegung in Finnland, in: Heiner Timmermann (Hg.): Entwicklung der Nationalbewegungen in Europa: 1850-1914, Berlin 1998, S. 379-384. Carl O. Nordling: Finland – the making of a nation: an attempt at an ethnic history of Finland, Lidingö 2006. |