Kommentar |
„Die Arbeit von anderen Aktivitäten des Lebens zu trennen und sie dem Gesetz des Marktes zu unterwerfen, bedeutet alle organisatorischen Formen des Seins auszulöschen und sie durch eine andere Organisationsform zu ersetzen, eine atomistische und individualistische.“ (Polanyi: 224) Dies ist der zweite Teil des Projekttutoriums „Entstehungskontexte und Erklärungsansätze von autoritärem Denken“. Nachdem wir uns im ersten Semester im Besonderen mit einem sozialpsychologischen Zugang zur Erklärung der aufstrebenden autoritären Bewegungen in der Welt näherten, werden wir uns im zweiten Semester gesellschaftlichen Widersprüchen und Irrationalitäten auf einer makroanalytischen Ebene zuwenden. Ausgangspunkt für diese Überlegungen ist die Annahme, dass autoritäre Bewegungen Bedürfnisse bei ihren potenziellen oder faktischen Wähler ansprechen, die in gesellschaftlichen Prozessen erschaffen werden. Wir wollen daher die Ursachen dieser Bedürfnisse erforschen. Im Vordergrund soll dabei die Untersuchung und das Verständnis der Konstitution von modernen Gesellschaften, mit besonderer Aufmerksamkeit für die deutsche Gesellschaft, stehen. Wir werden dabei unweigerlich auf gesellschaftliche Widersprüche stoßen. Widersprüche aufzuzeigen und zu durchdringen ist eine Hauptaufgabe der Sozialwissenschaften. Ausgehend von diesen Annahmen analysieren wir die Ursprünge und Veränderungen der heutigen „Marktgesellschaften“. Dabei soll sowohl die systemische Ebene, das Verhältnis von Kapitalismus und Demokratie, als auch die Ebene der unmittelbaren Auswirkungen auf das Individuum, Stichwort: Subjektivierungsformen; zur Erklärung von autoritären Dynamiken herangezogen werden. Zuletzt betrachten wir dir leidtragenden Gruppen dieser Dynamik. Das momentane, scheinbar nicht zu stoppende Erstarken von autoritären Bewegungen und rechtsextremen Akteuren macht eine fundierte, sozialwissenschaftliche Analyse der Ursachen ihres Erstarkens dringlicher den je |
Literatur |
Bröckling, Ulrich (2007): Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform. Berlin: Suhrkamp. Han, Byung-Chul (2016): Psychopolitik. Neoliberalismus und die neuen Machttechniken. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch. Heitmeyer, Wilhelm (2018): Autoritäre Versuchungen. Berlin: Suhrkamp Marx, Karl (1968): Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation. In: Marx, Karl; Engels Friedrich: Gesammelte Werke, Band 23. Das Kapital, Band I, Seite 741 – 791. Berlin: Dietz-Verlag. Nachtwey, Oliver (2017): Die Abstiegsgesellschaft. Über das Aufbegehren in der regressiven Moderne. Berlin: Suhrkamp. Polanyi, Karl (2015): The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystem. Berlin: Suhrkamp. |