Kommentar |
In der Veranstaltung soll nach dem Einfluss gefragt werden, den westliche und östliche geheime Nachrichtendienste auf Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik der Ära Adenauer ausübten. Im Mittelpunkt steht die Organisation Gehlen bzw. der Bundesnachrichtendienst, die, wie erst kürzlich durch die Studien der Unabhängigen Historikerkommission sichtbar geworden ist, dem Bundeskanzler durch die (illegale) Aufklärung innenpolitischer Gegner eine Vielzahl „geheimer Dienste“ leisteten und sich in der „antikommunistischen Aufklärung“ der Westdeutschen engagierten. Aber auch die Aktivitäten des Bundesamts für Verfassungsschutz, die Kontrolle des Post- und Fernmeldeverkehrs durch die alliierten Geheimdienste und, nicht zuletzt, die verdeckten Operationen u.a. des KGB und des MfS auf westdeutschem Boden sind Beispiele für die Ausgangsthese des Seminars: „Intelligence“-Organisationen gehen nicht in ihrer Rolle als Informationslieferanten auf, sondern stellen staatliche Machtorgane und politische Akteure dar, welche gesellschaftliche Prozesse beeinflussen können. Entsprechend besteht das übergeordnete Ziel der Veranstaltung darin, zu untersuchen, welchen Beitrag eine politik-, gesellschafts- und kulturgeschichtlich erweiterte Geheimdienstgeschichte für die allgemeine (Zeit-)Geschichtsschreibung leisten kann. |
Literatur |
Dülffer, Jost: Geheimdienst in der Krise: der BND in den 1960er-Jahren, Berlin 2018; Foschepoth, Josef: Überwachtes Deutschland. Post- und Telefonüberwachung in der alten Bundesrepublik, Göttingen 2012; Henke, Klaus-Dietmar: Geheime Dienste: die politische Inlandsspionage der Organisation Gehlen, Bd 1: 1946-1953, Berlin 2018; Goschler, Constantin/Wala, Michael: „Keine neue Gestapo“. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und die NS-Vergangenheit, Reinbek b. Hamburg 2015; Krieger, Wolfgang: Geschichte der deutschen geheimen Nachrichtendienste: eine historische Skizze, in: Dietrich, Jan-Hendrik (Hg.), Handbuch des Rechts der Nachrichtendienste, Stuttgart 2017, S. 29-75; Sälter, Gerhard: Phantome des Kalten Krieges: die Organisation Gehlen und die Wiederbelebung des Gestapo-Feindbildes „Rote Kapelle“, Berlin 2016 |