Kommentar |
Obwohl Menschen vielleicht schon immer über über ideale Gesellschaften und Wege der Lebensverbesserung nachgedacht haben, ist doch die Frühe Neuzeit in besonders hohem Maße gekennzeichnet durch die Konjunktur des utopischen Denkens. Der Begriff der Utopie stammt von Thomas Morus vom Beginn des 16. Jahrhunderts, und Morus‘ „Utopia“ ist einer der epochemachenden Texte der Frühen Neuzeit. Doch was ist eine Utopie: ein literarisches Genre, ein Medium der Kritik, ein konkreter Verbesserungsvorschlag? Wie verhält sich Theorie zu Praxis – wann wird Utopie eher eine Denkform als eine literarische Gattung? Auf welche Bereiche der Gesellschaft (Wirtschaft, Wissenschaft, politische Ordnung etc.) beziehen sich die Autoren der Utopieschriften überhaupt? Und wie verhält sich die Utopietradition zu anderen Traditionen, etwa der christlichen? Wie verändert sich die Utopietradition im Übergang zur Moderne?
In einem Durchgang durch die frühneuzeitliche Utopiegeschichte inklusive eingehender Lektüre der wichtigsten Schriften (Morus, Campanella, Andreae, Bacon etc.) sollen Fragen dieser Art gestellt, diskutiert und beantwortet werden. |
Literatur |
Nipperdey, Thomas, Die Utopia des Thomas Morus und der Beginn der Neuzeit, in: ders., Reformation, Revolution, Utopie. Studien zum 16. Jahrhundert, Göttingen 1975, 113-146. |