Kommentar |
Linien sind überall. Analytisch betrachtet erscheinen sie endlos – von der Linie in der Zeichnung oder als Vektor in der Mathematik, über materielle Formen wie Stromleitungen und Pipelines hin zu Abstraktionen wie Credit Lines oder Defensivlinien. Als visuelle und gestalterische Grundelemente in der Kunst, Architektur und Musik stehen sie in Wechselwirkung mit den Naturwissenschaften und der Technik und bestimmen gleichzeitig gesellschaftliche Entwicklungen. In diesem Seminar werden wir gemeinsam die unterschiedlichen Funktionen von Linien und deren Entstehungskontexte rekonstruieren. Der Linie folgend untersuchen wir, wie ihre Grundformen (z.B. Striche, Notationen, Spuren, Text) Verbindungen aufbauen oder Wissen, Daten und Gesellschaften ordnen. Dafür werden wir ausgewählte Beiträge aus Wissenschafts- und Technikforschung, Design, Philosophie und Kunsttheorie lesen und diskutieren. Ergänzend dazu werden wir uns verschiedene Linienformen durch Übungen aneignen (z.B. durch Zeichnen, Programmieren, Weben). Die zentralen Fragen des Seminars sind: Was bewirken Linien und Linearität in den unterschiedlichen Disziplinen und kulturell? Welches Wissen wird daraus für den Einzelnen und für das Kollektiv generiert?
Das Ziel des Seminars ist mittels einer interdisziplinären Praxis die thematische Analyse der Linie als Konzept (Was sind Linien?), als Praxis (Wie werden sie konstruiert und angewendet?) und als Technik (Welche Formen nehmen sie ein?). Zusätzlich werden wir in Teamarbeit ein intermediales Walking Seminar vorbereiten, um die Vielfältigkeit von Linienkonstrukten zu sehen und ihre Auswirkung auf Wissensformen zu verstehen. Die Reflexionen aus dem Walking Seminar und den Diskussionen werden die Seminarteilnehmer*innen als selbstentwickelte Linienprototypen dokumentieren. Diese können in unterschiedlichen Materien und Medien abgebildet werden wie z.B. digitale Datenvisualisierungen, Handzeichnungen, textile Formen, u.v.m. Die begleitenden Texte sind in deutscher und englischer Sprache. |