Kommentar |
„Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, lautet ein deutsches Sprichwort. Das stimmt zwar nicht, kann aber darauf verweisen, daß Schmerzen nicht nur Teil der biologischen Ausstattung des Menschen sind, sondern immer zugleich auch soziales Konstrukt. Geschlecht, Herkunft, die Zugehörigkeit zu sozialen Klassen, alle diese Faktoren beeinflussen die Wahrnehmung von Schmerzen und die Formen ihrer Artikulation, und alle diese Faktoren verändern sich im Lauf der Zeit. In der Veranstaltung sollen Wahrnehmung und Artikulation von Schmerzen in später Republik und Kaiserzeit im Mittelpunkt stehen. Geprüft werden soll dabei die Hypothese, daß die Veränderungen in Politik und Militär im Untersuchungszeitraum dazu führten, daß sich der Konnex der Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen, und daraus resultierender sozialer Achtung zunehmend lockerte. |
Literatur |
Abel, K.-H., Der historische Ort einer stoischen Schmerztheorie, in: Hermes 113, 1985, 293-311; Azoulay, I., Schmerz: die Entzauberung eines Mythos, Berlin 2000; Courtil, J.-Ch., Sapientia contemptrix doloris: le corps souffrant dans l'oeuvre philosophique de Sénèque, Brüssel 2015; Edwards, C., The Suffering Body: Philosophy and Pain in Senecas Letters, in: Construction of the Classical Body, hg.v. J.I. Porter, Ann Arbor 1999, 252-268; King, D., Experiencing Pain in Imperial Greek Culture, Oxford 2017; Rey, R., The History of Pain, Cambridge 1998; Tanner, J., Körpererfahrung. Schmerz und die Konstruktion des Kulturellen, in: Historische Anthropologie, Kultur-Gesellschaft-Alltag 3, 1994, 489-502; Tanner, J., Zur Kulturgeschichte des Schmerzes, in: Schmerz. Perspektiven auf eine menschliche Grunderfahrung, hg.v. G. Schönbächler, Zürich, 2007, S. 51-75 |