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Parodie, Exzess, theatrales Spektakel: Strategien und Politiken von Camp in populärer Musik - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 53471
Semester WiSe 2018/19 SWS 4
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist Es findet keine Online-Belegung über AGNES statt!
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Di. 10:00 bis 12:00 wöch 401 (Seminarraum)
Stockwerk: 3. OG


Institutsgebäude - Am Kupfergraben 5 (AKU 5)

  findet statt     1000
Gruppe 1:
 

Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Master of Arts  Musikwissenschaft Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Master of Arts  Musikwissenschaft Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )     -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft
Inhalt
Kommentar

Welche Rolle spielen Parodie, Exzess und Spektakel in der Popkultur? Was wird mit solchen Haltungen bezweckt und erreicht? Welche Identitäten und Begehrensformen können mit diesen Mitteln dargestellt und ausgedrückt werden? Und wie lässt sich darüber in einer konkreten Popmusikanalyse sprechen? In den vergangenen Dekaden hat sich das Konzept „Camp“ in den sozial-, kultur- und kunstwissenschaftlichen Disziplinen zur Beantwortung dieser und ähnlicher Fragestellungen etabliert. Ganz generell beschreibt der Begriff Camp eine ästhetische Praxis der theatralen Übertreibung, der Artifizialisierung, des „Zuviel des Guten“, was in der Regel mit einer Ironisierung gesellschaftlicher Normen einhergeht. Historisch betrachtet kennen Strategien und Politiken des Camp viele solcher „Verstellungen“, wie sie etwa in den spektakularisierten Song-und-Tanz-Einlagen so einiger MGM-Musicals der 1940/50er Jahre, in David Bowies Artifizialisierung und Androgynisierung des männlichen Körpers (Ziggy Stardust), in Madonnas übertriebener Glamour Girlishness („Material Girl“) oder in Lady Gagas extravaganten Kostümen beobachtet werden können.

 

Wir werden uns in diesem Seminar mit den verschiedenen Formen von Camp-Performances beschäftigen und untersuchen, wie dabei herkömmliche kulturelle Ordnungen, Zuschreibungen und Werte in Frage gestellt werden. Für Strategien und Politiken von Camp ist typisch, dass allgemeinverständliche Symboliken und Codes zunächst einmal aufgerufen, bedient und zitiert werden, um dann aber gewisse „Reibungen“ und Irritationen zu provozieren. Camp bezeichnet eine queere Praxis, bei der die kulturelle Konstruiertheit von Authentizität, Normalität und Natürlichkeit durch Übertreibung bloßgestellt und hinterfragt wird. Das „Andere“, das scheinbar „Künstliche“ wird gegen das „Selbstverständliche“ und vorgeblich „Natürliche“ ins Spiel gebracht und emphatisch priorisiert.

 

Bezogen auf eine Bildsprache nutzt Camp zumeist übertriebene Farb-, Formgebungen und Körperbewegungen. So könnte etwa gefragt werden, wie „ernst“ die grellen und farbenfrohen Plastik-Leinwandwelten so einiger Musicalfilme und Musikvideos gemeint sind und ob hier nicht bewusst mit einer offensichtlichen Überzeichnung gespielt wird, um gewisse Naturalismen zu parodieren. Während der Großteil an kultur-, film- und theaterwissenschaftlicher Literatur Camp als rein visuelles Phänomen begreift und bespricht werden wir uns auch der Frage annehmen, inwiefern sich über Camp auf einer klanglichen Ebene sprechen lässt. Kann die Popstimme Übertreibung und Spektakel performativ über ihre Klanglichkeit umsetzen und damit eine Parodie von gesellschaftlichen Normen in Gang bringen? Kann ein pathetisch interpretiertes Saxophon- oder Gitarrensolo die Figur des genialen Musikvirtuosen ironisieren? Und zuletzt: Wie werden solche Strategien und Politiken der Übertreibung von uns als Musikhörer_innen angenommen? Welche Lüste sind damit verbunden? Welche kulturellen Begehren werden dadurch angesprochen? Welche Rolle spielt ein Humor der Übertreibung zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Kontexten der Popmusik? Diesen und anderen Fragen werden wir uns bei der Besprechung ausgewählter Theorietexte und Fallbeispiele nähern.

 

Literatur

Auslander, Philip (2006): Performing Glam Rock. Gender and Theatralicity in Popular Music. Ann Arbor: University of Michigan.

Bergman, David (Hg.) (1993): Camp Grounds. Style and Homosexuality. Amherst: University of Massachusetts Press.

Cleto, Fabio (Hg.) (1999): Camp. Queer Aesthetics and the Performing Subject. Edinburgh: Edinburgh University Press.

Cohan, Steven (Hg.) (2002): Hollywood Musicals. The Film Reader. London: Routledge.

Cohan, Steven (2005): Incongruous Entertainment. Camp, Cultural Value, and the MGM Musical. Durham: Duke University Press.

Hawkins, Stan (2009): The British Pop Dandy. Masculinity, Popular Music and Culture. Farnham: Ashgate.

Hawkins, Stan (2016): Queerness in Pop Music. Aesthetics, Gender Norms, and Temporality. New York: Routledge.

Horn, Katrin (2015): Women, Camp, and Popular Culture. Serious Excess. Cham: Springer.

Jarman-Ivens, Freya (2010): „Notes on Musical Camp“. In: Scott, Derek B. (Hg.): The Ashgate Research Companion to Popular Musicology. Farnham: Ashgate.

Robertson, Pamela (1996): Guilty Pleasures. Feminist Camp from Mae West to Madonna. Durham: Duke University Press.

Roenneke, Stefanie (2017): Camp als Konzept. Ästhetik, Popkultur, Queerness. Moers: Posth. Verlag.

Sontag, Susan (1968): „Anmerkungen zu Camp“. In: Dies.: Kunst und Antikunst. 24 literarische Analysen. Hamburg: Rowohlt, 269-264.

 

Prüfung

Hausarbeit

 

Strukturbaum

Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2018/19. Aktuelles Semester: SoSe 2024.
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