Kommentar |
Repräsentation ist Markenkern und sogleich auch Reibungspunkt gegenwärtiger Demokratien. Moderne demokratische Massengesellschaften organisieren Prozesse politischer Entscheidungsfindung arbeitsteilig: Politiker*innen und Parteien werden als Verantwortungsträger*innen von den Bürger*innen durch den Wahlakt dazu legitimiert, verbindliche Entscheidungen zu treffen, welche die Präferenzen eben jener Bürger*innen widerspiegeln – also: repräsentieren. Diese Doppelaufgabe von Interessenvertretung und politischer Führung führt fast zwangsläufig zu Spannungen, die zu einer Bestandsprobe repräsentativer Demokratien führen können. Anspruch des Seminars ist es, eine Brücke zwischen normativer und empirischer Forschung zu schlagen, indem Fragen nach ‚guter politischer Repräsentation‘ nicht rein theoretisch bearbeitet werden, sondern nach empirischen Antworten gesucht wird. Dazu wird zunächst in die unterschiedlichen Konzepte ‚demokratischer Repräsentation‘ eingeführt. Danach wird nach jenen systemischen Voraussetzungen (u.a. Regierungs- und Wahlsystem) gefragt, die sich besonders gut dazu eignen, die Bürger*innen im politischen Entscheidungsprozess zu repräsentieren. Im zweiten Teil des Seminars wenden wir uns konkreteren Fragen demokratischer Repräsentation zu: Wie lassen sich die Interessen bestimmter Gruppen und Minderheiten schützen? Auf welcher Ebene des politischen Entscheidungsprozesses werden die Interessen der Bürger*innen widergespiegelt? Und nicht zuletzt ist danach zu fragen, ob und wann sich Bürger*innen selbst repräsentiert sehen. Das Auseinanderdriften objektiver und subjektiver Einschätzungen zur Repräsentationsleistung stellt eine der größten Herausforderungen moderner Demokratien da, deren Folgen sich etwa im Erstarken populistischer Kräfte zeigt. Der Kurs vermittelt den Studierenden Wissen über relevante Theorien und führt in methodischen Herausforderungen bei der Erfassung von demokratischer Repräsentation ein. Ziel des Kurses ist es, die Studierenden dabei zu unterstützen, eine eigene Forschungsfrage in diesem Themenbereich zu entwickeln und zu beantworten. Statistische Grundkenntnisse sind für die Teilnahme an diesem Kurs hilfreich. |
Literatur |
Einführende Literatur:
Manin, Bernard (1997): The Principles of Representative Government, Cambridge University Press: Cambridge.
Pitkin, Hanna F. (1967): The Concept of Representation, University of California Press: Berkeley.
Powell, G. Bingham (2000): Elections as Instruments of Democracy: Majoritarian and Proportional Visions. New Haven: Yale University Press.
Przeworski, Adam, Stokes, Susan C. und Bernard Manin (1999): Democracy, Accountability,and Representation, Cambridge University Press: Cambridge. |