Kommentar |
Ob Powerpoint, Instagram, Photoshop, die Benutzeroberflächen von PCs oder die Touchscreens von Smartphones, ob Computerspiele, die Google-Bildersuche, das Design des nächsten Iphone, automatische Bilderkennung in Form von Computer Vision, Bilddatenbanken, Selfies oder Youtube – digitale Bilder, ihre Formen, Formate, Gattungen, Programme und Infrastrukturen sind allgegenwärtig und prägen die visuelle Kultur der Gegenwart. Was aktuell als visuelle Selbstverständlichkeit daherkommt und mit immer neuen Versprechungen in die Zukunft weist, möchte die Vorlesung kritisch in den Griff bekommen, indem die unterschiedlichen Facetten digitaler Bildphänomene einer Historisierung unterzogen werden.
Die Vorlesung widmet sich einer problemorientierten Einführung in Geschichte, Praxis und Theorien digitaler Bildlichkeit von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart und diskutiert, auf welche Weise heutige digitale Bildkultur(en) eine eigene digitale Geschichte aufweisen, die zugleich aufs engste mit analogen Bildtraditionen verknüpft ist. Anhand ausgewählter Beispiele soll die Geschichte digitale Bilder und Bildpraktiken unter Gesichtspunkten wie Materialität, Milieus, Räume und Akteure erzählt werden und das Design von Soft- und Hardware unter Aspekten ihrer Visualität und Bildlichkeit diskutiert werden; gleichzeitig wird die historische Genese digitaler Bildlichkeit unter genuin kunsthistorischen und bildtheoretischen Paradigmen wie Bilderstreit, Bilderkult, Mimesis, aber auch Bildökonomien und Optimierungsvorstellungen usw. analysiert.
Eine Leitfrage der Vorlesung wird darin bestehen, dem Paradox auf den Grund zu gehen, wie sich Bilder der digitalen Logik zwar einerseits entziehen, wie sie aber andererseits eine derartige Erfolgsgeschichte im Digitalen entfalten konnten. Zur Diskussion dieser Frage werden (mittlerweile teils historische) Diskurse zu populären wie auch wissenschaftlichen Phänomene digitaler Bildlichkeit produktiv gemacht und für einen Vergleich von Medientheorien und Bildpraktiken herangezogen. Ein besonderes Augenmerk richtet die Vorlesung dabei auf Positionen der Kunst- und Bildgeschichte im Unterschied zu medienwissenschaftlichen und technikhistorischen Herangehensweisen, ohne dabei jedoch die konkrete Form, die Historizität und Vergänglichkeit digitaler Bildformen aus den Augen zu verlieren. |