Kommentar |
Nutztier, Säugetier, Fabeltier, Kuscheltier – Tiere sind in unterschiedlichsten Formen und Kategorien Gegenstand menschlicher Denk- und Lebenswelten. Stets wird dabei ihre Nähe wie Ferne zum Menschen neu verhandelt. Galten Tiere im mittelalterlichen Weltverständnis als beseelte und damit dem Menschen in gewisser Weise ähnliche Schöpfungen Gottes, so markierten ihr fehlendes Sprachvermögen und die damit einhergehende Vernunftlosigkeit eine unüberwindbare Grenze. Dennoch konnten Tiere als Symbolträger im göttlichen Heilsplan verstanden werden – ihr Verhalten wurde dafür durchaus menschlich beschrieben. Mit der spätmittelalterlichen Aristoteles-Rezeption und der Entwicklung der Zoologie seit dem 16. Jahrhundert wurde die Tierwelt neu geordnet und wissenschaftlich kategorisiert, wobei jedoch vermenschlichende Tendenzen keineswegs verschwanden.
Die Vorlesung beschäftigt sich mit bildlichen Darstellungen von Tieren in Kunst und Naturkunde im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Sie legt dar, auf welche Eigenschaften des Tieres sich der künstlerische und der naturkundliche Blick richteten. Wichtig sind außerdem Fragen nach den Arbeitskontexten der Künstler und Naturforscher sowie nach dem Zusammenwirken von Darstellungs- und Vermittlungsabsichten mit den verschiedenen künstlerischen Techniken und Medien. |
Literatur |
Literatur zur Einführung: Christian Heck und Rémy Cordonnier, Le bestiaire médiéval. L’animal dans les manuscrits enluminés, Paris 2011; Karl A.E. Enenkel und Paul J. Smith (Hg.), Early Modern Zoology. The Construction of Animals in Science, Literature and the Visual Arts, 2 Bde. (Intersections, 7), Leiden/Boston 2007; Otto Pächt, Early Italian Nature Studies and the early Calendar Landscape, in: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 13:1/2 (1950), S. 13-47 |