Kommentar |
„Erzähl' mir deine Wunschträume, und ich sag' dir, in was für einer Realität du lebst.“ So oder so ähnlich könnte man das Verhältnis von Gesellschaft und Utopie fassen: Letztere will Erstere transzendieren – und gleichzeitig ist sie in Form und Inhalt von dieser unleugbar abhängig. Die entstehenden Utopien selbst sowie die Art und Weise des gesellschaftlichen Umgangs mit ihnen (zeitgenössisch oder ex post) können deshalb für eine vielschichtige Gesellschaftsanalyse fruchtbar gemacht werden. Das Projekttutorium möchte in (unabdingbar) fächerübergreifender Manier den aktuellen Stand utopischen Denkens ausloten. Um den nötigen Abstand zu einem nur umgangssprachlich und intuitiv verstandenen Utopiebegriff zu gewinnen, soll hierfür im ersten Semester zunächst ein Überblick über die Geschichte des utopischen Denkens bzw. utopischer Projekte gewonnen werden, von der Antike (Platon) bis zu den utopietheoretischen Schriften des 20. Jahrhunderts (Adorno, Marcuse). Der Fokus soll in diesem ersten Abschnitt dabei stets auf einer Analyse der Wechselwirkungen zwischen der jeweiligen Utopie und dem kulturellen Umfeld, aus dem sie hervorgegangen ist, liegen. Die so gewonnen Erkenntnisse werden im zweiten Semester dann die Analyse aktueller utopischer Bewegungen/Projekte/Schriften/Kunstwerke etc. informieren (deren Auswahl zum Teil den Teilnehmenden selbst überlassen wird). Zur Seite gestellt werden dieser Recherche einschlägige aktuelle Gesellschaftsanalysen. Leitfrage wird hier sein: Wie haben gesellschaftliche Veränderungen der Spätmoderne die Entstehungsbedingungen für utopisches Denken und seine innere Struktur und Wirkungsweise beeinflusst? Vor allem in Bezug auf die entstehenden Endprodukte dieser Forschung/Auseinandersetzung soll der Kreativität, die das Thema herausfordert, unbedingt Raum gegeben werden. |