Kommentar |
Schon in den letzten Jahren des Peloponnesischen Krieges, als das von Athen verkörperte demokratische Ideal und das von Sparta verkörperte oligarchische Staatskonzept in Konfrontation miteinander traten und kämpften, und nach dem Niederschlag und Niedergang der athenischen Demokratie entwickelte sich eine lebendige staats- und rechtsphilosophische Auseinandersetzung mit der Frage nach der besten Staatsverfassung für die griechischen Poleis. Eine Reihe von Schriften, die oft eine ausgeprägte aristokratische Färbung haben, werden verfasst mit dem Ziel, Vor- und Nachteile sowohl der demokratischen als auch der oligarchischen Staatsordnung ans Licht zu bringen und gegeneinander abzuwägen. In dieser Übung werden wir unsere Aufmerksamkeit besonders auf drei Schriften richten, und zwar auf zwei anonyme Schriften, Das Staatswesen der Lakedämonier und Die Verfassung der Athener, die in der Antike einem Pseudo-Xenophon zugeschrieben wurden, und auf Platons Nomoi, in denen Platon eine philosophische Auswertung der Demokratie, Oligarchie und Alleinherrschaft bietet und versucht, die Züge einer gemischten Verfassung als ideales Staatsmodell zu schildern. Wenn uns die Zeit reicht, werden wir auch ein paar Abschnitte aus der Athenaion Politeia des (Pseudo-?) Aristoteles in Betracht ziehen.
Literatur: Pseudo-Xenophon, Die Verfassung der Spartaner, hrsg. S. Rebenich. Darmstadt, 2010; Pseudo-Xenophon, Die Verfassung der Athener, hrsg. G. Weber. Darmstadt, 2010; Platon, Nomoi (Gesetze), hrsg. K. Schöpsdau, 2 Bde. Göttingen 1997; A. Mayr, Die Idealstaatsmodelle in Platons ‚Nomoi‘ und Xenophons ‚Kyrupädie‘, ‚Hieron‘, ‚Die Verfassung der Spartaner‘ und ‚Die Verfassung der Athener‘, sowie die politischen Systeme Spartas und Athens im Vergleich. München 2016. |