Kommentar |
In dieser Übung lesen wir De vulgari eloquentia (Über die Redegewandtheit in der Volkssprache), ein Werk des italienischen Dichters Dante Alighieri. Es wurde in vier Büchern zwischen 1303 und 1305 geschrieben, von denen allerdings nur der erste Band vollständig und der zweite Band bis zum 14. Kapitel erhalten sind. De vulgari eloquentia beschäftigt sich vor allem mit den heute als “Romanische Sprachen” bezeichneten Sprachen. Da Dante sich damit nicht nur an die italienischen, sondern an alle europäischen Gelehrten wandte, verfasste er das Buch in lateinischer Sprache. Hauptthema ist die Frage nach einer angemessenen Literatursprache. Am Anfang beschäftigt sich der Autor mit der Herkunft der Sprache: Der Turmbau zu Babel habe die Sprachen verwirrt, doch sei für das erste Wort Adams das hebräische Wort für "Gott" zu vermuten. Die Kreatur müsse ihren Schöpfer gesehen haben. Danach analysiert Dante die Sprachen seiner Zeit. Das Werk ist ein frühes Zeugnis der Debatte über die Suche nach einer italienischen Schriftsprache, die erst im 16. Jahrhundert verstärkt geführt wurde. Auch wenn das Werk aus heutiger Sicht viele nicht mehr gültige Annahmen enthält, sind so durch Dante zeitgenössische Sichtweisen auf die Beziehung zwischen dem Lateinischen und den romanischen Sprachen überliefert. Außerdem verbindet er als einer der ersten die Einheit des Volkes mit der Vereinheitlichung der Sprache.
Literatur: Dante Alighieri, De vulgari eloquentia, hrsg. M. Frings und J. Kramer. Stuttgart 2007 (Lateinischer Text und deutsche Übersetzung); Dante Alighieri, De vulgari eloquentia, hrsg. S. Botterill. Cambridge 2008 (englische Übersetzung).
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