Kommentar |
Albertus Magnus (um 1200 – 1280) war Universalgelehrter, zugleich Philosoph, Jurist, Theologe und Bischof von Regensburg und gilt als eine der einflussreichsten Figuren der mittelalterlichen Philosophie und Theologie des Abendlandes, denn er war wegbereitend für den christlichen Aristotelismus des hohen Mittelalters (er war unter anderem Lehrer von Thomas von Aquin) sowie auch für die moderne Naturwissenschaft. Bis zu Albertus' Wirken waren die Werke von Aristoteles im Christentum wegen ihres Ursprungs umstritten. Albertus setzte sich auch auf kirchenpolitischer Ebene massiv für die Aufnahme der aristotelischen Werke in den Kanon christlicher Schulen ein. In diesem Seminar werden wir uns mit einem der interessantesten und theoretisch bedeutsamsten Werke des Albertus Magnus, und zwar mit seinem anthropologischen Traktat De homine, beschäftigen. Ziel dieser Schrift ist es, eine systematisch konzipierte Auffassung der menschlichen Natur zu entwickeln, die auf einer Synthese aus christlichem Menschen- und Seelenbegriff, aristotelischer Psychologie und medizinisch-galenischer Physiologie beruht. Durch die Betrachtung von ausgewählten Textstellen werden wir versuchen, die Kerninhalte dieses Werkes ans Licht zu bringen, darauf abzielend, die theoretische Werkstatt für die Schaffung einer Anthropologie, die sich gleichzeitig als christlich, aristotelisch und naturwissenschaftlich charakterisieren lässt, zu rekonstruieren.
Literatur: Albertus Magnus, Über den Menschen, hrsg. H. Anzulewicz, J.R. Söder. Hamburg 2006; Th. D. Köhler, De quolibet modo hominis: Alberts des Großen philosophischer Blick auf den Menschen. Münster 2009; P. Hellmeier, Anima et intellectus: Albertus Magnus und Thomas von Aquin über Seele und Intellekt des Menschen. Münster 2011. |