Kommentar |
Das Seminar beschäftigt sich mit Theorien der Masse, der Massengesellschaft und Massenkultur, die Ende des 19. Jahrhunderts entstehe und im 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielen, um die Moderne samt ihren (totalitären) Schattenseiten zu verstehen. Dabei handelt es sich selbst um einen höchst ambivalenten Diskurs, der deutliche Zeichen eines Unbehagens, wo nicht Ressentiments gegenüber der Moderne zeigt – und gerade darum aktuell, angesichts von neuen Populismen und politischen Orientierungslosigkeiten, erhellend sein könnte. Die Massenpsychologie, die von der Soziologie oft marginalisiert wurde, lässt besonders deutlich die Irritationen erkennen, welche, die Großstadt, die medialisierte Öffentlichkeit, die Massendemokratie etc. hervorgerufen haben. Sie entwirft andere Formen des Sozialen und der politischen Praxis und sie stellt sich der Herausforderung, die scheinbare Irrationalität der totalitären Regimes zu verstehen. Das Seminar will diese Traditionen kritisch sichten und durcharbeiten, die erste Hälfte setzt sich mit den Klassikern (Le Bon, Tarde, Freud, Canetti) und den Grundkonzepten (Suggestion, Führertum, etc.) auseinander, in der zweiten Hälfte werden je nach Interesse weitere Entwürfe diskutiert. |
Literatur |
Zur Einführung sei empfohlen: Christian Borch. The Politics of Masses, Cambridge 2012; Helmuth König: Zivilisation und Leidenschaften. Die Masse im bürgerlichen Zeitalter, Reinbek 1992;, Serge Moscovici: Das Zeitalter der Massen. Eine historische Abhandlung über die Massenpsychologie. Fischer, Frankfurt am Main 1986. |