Kommentar |
Vor mehr als 50 Jahren beschrieb Ernst Fraenkel die Vereinigten Staaten als „das großartigste Kunstwerk, das die westliche Hemisphäre hervorgebracht hat“. Auch wenn sich darin die Begeisterung des Politologen für die Eleganz eines durch ‚checks and balances’ austarierten Regierungssystems widerspiegelt – man wird ihm heute nur schwerlich zustimmen können. Schon immer wurden Wahlen in den USA mit rüden Methoden ausgefochten. Die zurückliegende Präsidentenwahl jedoch mit ihren Unregelmäßigkeiten, ihrem grenzenlosen Populismus, der xenophoben Stimmung, den Strategien zum Ausschluss von Schwarzen und Latinos von den Wahlen und schließlich jenem angeblich unvorhersehbaren Sieg Trumps haben bei vielen die Zweifel an der Funktionsfähigkeit der Demokratie in Amerika verstärkt. Nun wird wieder an jenen Ausspruch des amerikanischen Journalisten und Satirikers H. L. Mencken erinnert, der 1920 prophezeite: „On some great and glorious day, the plain folks of the land will reach their heart’s desires at last, and the White House will be occupied by a downright fool und complete narcissistic moron.“
Das Seminar versteht sich als Einführung in das politische System und die Gesellschaft der USA. Dabei gilt unsere besondere Aufmerksamkeit ausgewählten Problemen und sozialen Kontroversen innerhalb des Regierungs-, Verwaltungs- und Wahlsystems, des Wohlfahrtsstaats wie auch in ausgewählten Politikfeldern. Gerade entlang von Konfliktlinien lässt sich ein Verständnis für die ‚governance failures’, aber auch für die Lernfähigkeit eines politischen Systems gewinnen. Von den Teilnehmer*innen wird die Bereitschaft zur intensiven Lektüre und Diskussion englischsprachiger Texte erwartet. |