Der Kurs ist eine Einführung in die Grundlagen und Arbeitsweisen der Geschichtswissenschaft. Er richtet sich an Studienanfängerinnen und Studienanfänger. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können lernen, wie man als Historiker(in) arbeitet: Wie liest man wissenschaftliche Texte? Wie interpretiert man Quellen? Was heißt eigentlich „historisch denken“? Und wozu gibt es Geschichte als wissenschaftliche Disziplin überhaupt? Diese Fragen werden am Beispiel historischer Themenkomplexe exemplarisch diskutiert. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden aktive Vorbereitung und engagierte Mitarbeit, die Übernahme verschiedenster Arbeitsleistungen und die Bereitschaft, Texte ggf. auch in englischer Sprache zu lesen, erwartet. Vor allem aber: Interesse und Neugier.
Die Bedingungen für eine erfolgreiche Teilnahme sind in der fachspezifischen Studien- und Prüfungsordnung für das BA-Studium im Fach Geschichte geregelt. Genauere Hinweise werden in den ersten Veranstaltungen gegeben.
Gruppe 1 "Demokratie":
Demokratie gilt heute (fast) weltweit als einzig legitime Staatsform, auch wenn die Vorstellungen darüber, welche politischen Ordnungen tatsächlich diesem Anspruch gerecht werden, weit auseinander gehen. In manchen Debatten wird auch darauf verwiesen, dass die „alten Griechen“ die Demokratie erfunden hätten. Richtig muss es heißen: „Die Athener“, schließlich haben die Spartaner ein ganz anderes Modell entwickelt. Unabhängig davon ist damit noch nicht gesagt, dass eine Ordnung, die vor 2500 Jahren entwickelt wurde, unter heutigen Bedingungen noch ein Vorbild sein kann. Die moderne, auf Repräsentation gegründete Demokratie, die im 18. und 19. Jahrhundert entstand, hat sich scharf vom Modell der athenischen Versammlungsdemokratie abgegrenzt. Im Kurs werden die Grundstrukturen der athenischen Demokratie des 5. und 4. Jh. v. Chr. behandelt, anschließend einige Stationen der Rezeptions- und Theoriegeschichte (amerikanische und französische Revolution, schweizerische Referendumsdemokratie), schließlich Aspekte des gegenwärtigen Demokratiediskurses. Lit. zur Einführung: Nippel, Antike oder moderne Freiheit? Die Begründung der Demokratie in Athen und in der Neuzeit, Frankfurt 2008; J. Keane, The Life and Death of Democracy, London 2009.
Gruppe 2 "Die antike Stadt: Politische Organisation und urbane Lebensform":
Die griechisch-römische Antike war geprägt von Städten: Städtische Bürgerschaften bildeten die Grundlage politischer Organisation und die Stadt als Lebensraum bildet eine zentrale Voraussetzung für das Verständnis der griechisch-römischen Kultur und Gesellschaft. Der EK wird das Thema Stadt aus verschiedenen theoretischen Perspektiven betrachten und dabei in die Methoden historischen Arbeitens einführen.
Gruppe 3 "Grenzgänger. Reiseberichte aus Antike und Mittelalter":
Mobilität in der Vormoderne gehörte zum Alltag, der Fußmarsch zu Verwandten, zum Markt oder Gottesdienst strukturierte die Woche. Bei (Distanz-)Reisen waren Anlässe und Motive so unterschiedlich wie zahlreich. Das Seminar behandelt und systematisiert anhand ausgewählter Quellenbeispiele Motive, Formen, Bedingungen und die Soziabilität vormoderner Fernreisen. Es fragt danach, wie die Autoren der Reiseberichte die eigene 'Identität' in der Auseinandersetzung mit dem und den Fremden zu definieren suchten und setzt sich mit 'Reisekonzepten' der verschiedenen Epochen auseinander. Während Herodot in seiner Darstellung der Perserkriege auch ethnographische Motive integrierte, um eine Erklärung dafür zu finden, warum die Griechen die militärisch überlegenen Perser besiegen konnten, berichtet der "Tourist" Pausanias anekdotisch von Eigenheiten und konzentriert sich stärker gazettenhaft auf Skurrilitäten. Die Masse an überlieferten mittelalterlichen Pilgerberichten stellt wiederum die bewältigte Distanz, den erfolgreichen Abschluss der Reise wie auch die Konfrontation mit und Überwindung von Gefahren in ihren Mittelpunkt. Das Einführungsseminar vermittelt mit einem integrierten Tutorium die wichtigsten Kompetenzen eines angehenden Historikers, gibt einen Überblick über die Geschichte des Faches und schärft insbesondere den Blick für transkulturelle Ansätze.
Gruppe 4 "Alltag in der Diktatur":
Im 20. Jahrhundert prägten die Diktaturen der Nationalsozialisten bzw. der unter sowjetischem Einfluss stehenden SBZ/DDR die deutsche Geschichte besonders eindrücklich. Der Einführungskurs ist dem Alltagsleben in beiden Diktaturen gewidmet, wobei sich ein Teil des EK dem Nationalsozialismus und der andere Teil der sozialistischen DDR zuwenden.
Der Nationalsozialismus beabsichtigte, die deutsche Gesellschaft zu revolutionieren. Ein radikaler Umbruch sollte Kontinuitäten aufbrechen, wobei es nicht allein um den grundlegenden Umbau des politischen und wirtschaftlichen Lebens ging. Auch das Alltagsleben der Bevölkerung wurde bis hinein in die privatesten Bereiche von den Nationalsozialisten bestimmt und kontrolliert. Schule und Jugend, Ehe und Familie, Arbeit und Freizeit waren Orte, die der NS-Staat und die ihn tragende „Bewegung“ infiltrierten und gemäß der seinerzeit weitverbreiteten Parole „Auch Du gehörst dem Führer!“ umgestalteten. Das Alltagsleben wurde Hitler und den Interessen des Staates und der NS-Bewegung untergeordnet. Schon frühzeitig kam es auch zur Ausgrenzung und Verfolgung bestimmter Bevölkerungsgruppen, etwa der jüdischen Mitbürger, Homosexueller, sogenannter „Asozialer“ und politisch Andersdenkender. Literatur: Harald Focke u. Uwe Reimer: Alltag unterm Hackenkreuz. Wie die Nazis das Leben der Deutschen veränderten, Hamburg 1979; George L. Mosse: Der nationalsozialistische Alltag. Nazi culture, Meisenheim 199.
Obwohl es die DDR seit 26 Jahren nicht mehr gibt, haben doch viele Begriffe, Bilder und Daten ihren Untergang überlebt. Bücher und Filme haben Vorstellungen von ihr geprägt genauso wie Politikerreden und Historikerdebatten. Während sie existierte wurde viel über sie gestritten, nach ihrem Ende noch mehr. Zwei verschiedene Erzählungen von der DDR scheinen noch immer unvereinbar nebeneinander zu stehen: Die eine Erzählung berichtet von einem Land, in dem es Kindergarten- und Arbeitsplätze für alle gab und wo ein Leben jenseits der Politik in privaten „Nischen“ möglich war. Die andere Erzählung betont die Unterdrückung und Verfolgung jeglicher Andersdenkender, die Toten an der Grenze und einen den Alltag dominierenden Mangel. Das Seminar will versuchen, diese so gegensätzlichen erscheinenden Bilder von der DDR zusammenzubringen und zeigen, wie die Diktatur im Alltag wirksam wurde und wie Menschen versuchten, sich trotz der Omnipräsenz des Politischen ihre Freiräume zu schaffen. Literatur: Ulrich Mählert, Geschichte der DDR 1949-1990, Thüringer Landeszentrale für politische Bildung 2011, Download unter: http://www.lzt-thueringen.de/files/eschichte_der_ddr.pdf
Gruppe 5 "Erkenntnis, Fortschritt, Macht. Geschichte des Wissens im 19. und 20. Jahrhundert":
Der Kurs bietet eine umfassende Einführung in die Geschichte des Wissens seit dem 18. Jahrhundert. Spätestens seit der „Wissenschaftlichen Revolution" wird die Frage nach dem Verhältnis von Wissen und Macht, Erkenntnis und Fortschritt immer wieder gestellt und verschieden beantwortet. Wie verhält sich Wissenschaft zu Politik und Glauben? Welche Institutionen benötigt Wissen (Akademien, Universitäten, Museen)? In welchem Verhältnis stehen Öffentlichkeit und Wissen zueinander? Kann Wissen gefährlich werden?
Gruppe 6 "Grenzländer. Ordnung und Herrschaft in Nordamerika und Russland":
Die Geschichte der USA und die Geschichte des Russischen Imperiums lassen sich als Geschichte territorialer Expansion erzählen. Doch die Eroberung riesiger Gebiete war nicht gleichbedeutend mit ihrer Beherrschung. Im Einführungskurs wird in vergleichender Perspektive gezeigt, wie in Grenzregionen, fernab staatlicher Zentren, Ordnung hergestellt und erhalten werden sollte. Anhand ausgewählter Fallbeispiele aus dem 18. und 19. Jahrhundert soll deutlich werden, wieso der „Wilde Westen“ mehr mit Sibirien gemeinsam hatte, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Zugleich wird darüber diskutiert, weshalb sich in Russland und die USA dennoch so gegensätzliche Strategien zur Durchdringung ihrer Peripherien etablierten.
Gruppe 7 "Imperien und Nationen in alltagsgeschichtlichen Bezügen ":
Der Kurs ist eine Einführung in die Grundlagen und Arbeitsweisen der Geschichtswissenschaft. Er richtet sich an Studienanfängerinnen und Studienanfänger. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können lernen, wie man als Historiker(in) arbeitet: Wie liest man wissenschaftliche Texte? Wie interpretiert man Quellen? Was heißt eigentlich „historisch denken“? Diese Fragen werden am Beispiel historischer Themenkomplexe exemplarisch und mit einem Fokus auf das Thema „Imperium und Nation in alltagsgeschichtlichen Bezügen“ diskutiert. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden aktive Vorbereitung und engagierte Mitarbeit erwartet.
Gruppe 8 "Revolution":
Dieser Einführungskurs befasst sich mit Revolutionen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, fragt nach ihren Ursachen und ihrem Verlauf sowie nach den Veränderungen, die sie hervorgerufen haben. Im Zentrum des Teilkurses stehen neben allgemeinen und theoretischen Texten die Französische und die Russische Revolution. Passable Englischkenntnisse werden vorausgesetzt, da ein Großteil der zu lesenden Texte englischsprachig sein wird. Literatur: Sylvia Neely, A Concise History of the French Revolution, Lanham 2008; Orlando Figes, Die Tragödie eines Volkes. Die Epoche der Russischen Revolution 1894-1924, Berlin 1998.
Gruppe 9 "Migration und Akkulturation (in der römischen Antike und in der neueren Geschichte Kaukasiens)":
Das Seminar möchte sowohl für das antike Rom als auch für die neuere Geschichte Kaukasiens fragen, welche Migrationsprozesse stattfanden, wodurch diese ausgelöst wurden und wie diese Prozesse die kulturellen Landschaften beider Kulturen veränderten. Anhand dieser Problemfrage werden die Studierenden in grundlegende Methoden und Techniken der Geschichtswissenschaften eingeführt. Hierbei soll es auch um methodische Vergleiche (Komparatistik) zwischen beiden Kulturen gehen. |