Kommentar |
Geheimdienste spielen ihre Spiele mit der Wirklichkeit – Hinterlist, Geheimhaltung und Verrat, aber auch Legendenbildung und Täuschung gehören zum Repertoire der Wissensbildung. Die Fiktion ist dabei Teil der geheimdienstlichen Epistemologie und lässt sich durch filmische Ausgestaltungen aufschlüsseln. Am Beispiel des Ministeriums für Staatssicherheit der ehemaligen DDR (MfS) wird der Zusammenhang von Staatssicherheit und Geheimnis, Fiktion und Verrat untersucht. Die Staatssicherheit ist nach 1989 ein beständiges Sujet in Kinofilmen wie in Das Leben der anderen (2005, R.: F. H. v. Donnersmarck) oder Zwei Leben (2012, R.: G. Maas / J. Kaufmann) und vor allem auch in Fernseh-Produktionen wie Die nachrichten (2005, R.: M. Geschonneck), Der Stich des Skorpion (2008, R.: S. Wagner), Nasse Sachen (2011, R.: J. Grieser) oder Der Turm (2012, R.: Ch. Schwochow). Doch schon in den Jahrzehnten zuvor tritt die Staatssicherheit in Filmen in Erscheinung, z. B. in Septemberliebe (1960/61, R.: K. Maetzig), in For eyes only (1963, R: J. Veiczi) oder in Der Zug in die Ferne (1989/90, R.: A. Dresen). Im Seminar steht die Analyse exemplarischer Filme im Zentrum. Es werden dabei historische Kontexte beleuchtet, die Geschichte, Methode und Struktur des MfS erschlossen sowie eine politische Theorie des Geheimnisses und der Fiktion konturiert. Von besonderem Interesse ist auch die Frage, welche gesellschaftliche Funktion der Fokussierung auf die Staatssicherheit in der Erinnerung an die DDR nach 1989 zukommt. Bei Interesse besteht die Möglichkeit einer gemeinsamen Exkursion in die ehemalige Zentrale des MfS in Berlin-Lichtenberg. |
Literatur |
Jens Gieseke (2001): Mielke-Konzern. Die Geschichte der Stasi 1945–1990. Stuttgart, München: Deutsche Verlagsanstalt
Eva Horn (2007): Der geheime Krieg. Verrat, Spionage und moderne Fiktion. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag |