Kommentar |
Die „Freiheit der Forschung“ ist ein grundgesetzlich geschütztes und immer wieder vehement verteidigtes Gut. Aber wie frei wovon kann und soll Wissenschaft tatsächlich sein? Nicht nur ist jedes Forschungsvorhaben auf Finanzierung angewiesen, sondern auch die inhaltliche Entwicklung der Forschung findet in Wechselwirkung mit ihrer Anwendung statt. Die deutsche Wissenschaftspolitik hat sich seit rund 20 Jahren erheblich verändert. Im Megatrend internationaler Standortkonkurrenz stehen auch die nationalen Wissenschaftssysteme zunehmend auf dem Prüfstand. Die Exzellenzinitiative ist das wohl prominenteste Beispiel einer veränderten Governance-Strategie – Wettbewerb zwischen lokalen Forschungsclustern soll Leistung und internationale Sichtbarkeit steigern. Weniger medial begleitet werden seit Jahren neue Managementmethoden in wissenschaftlichen Organisationen eingeführt, gewinnen Evaluationsverfahren an Bedeutung und werden Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit wissenschaftlichem Personal abgeschlossen. (Inwiefern) wird im Zuge dieser Veränderungen auch das Verhältnis von Autonomie und Steuerung (in) der Wissenschaft neu justiert? (Inwiefern) lässt sich diese Veränderung mit dem Begriff einer veränderten „Governance“ gut beschreiben, der – zum Teil mit normativen Konnotationen – die Koordination und das horizontale, nicht-hierarchische Zusammenwirken heterogener Akteure hervorhebt und auf die spezifischen Wechselwirkungen unterschiedlicher Koordinations- und Regulierungsmechanismen abstellt? Das Seminar bietet in diesem Sinne eine Einführung in die Wissenschaftspolitik. Dabei werden 1) theoretisch das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik reflektiert, 2) wesentliche Akteure der Wissenschaftspolitik vorgestellt und 3) aktuelle Entwicklungen analysiert. Im Zentrum der Veranstaltung steht das deutsche Wissenschaftssystem, auf andere nationale Wissenschaftssysteme sowie auf den internationalen Kontext wird im Einzelfall Bezug genommen. Erwartet wird die Bereitschaft zur Lektüre deutscher und englischsprachiger Texte und deren strukturierte Präsentation und Kommentierung. |