Kommentar |
Das Geheimnis basiert auf Schweigen, Verschleiern, Undurchsichtigkeiten, Lügen, Affektkontrollen usf. Als Staatsgeheimnis (arcana imperii) galt es im 16. und 17. Jahrhundert als Formel für die Regel rationaler und säkularer Politik. Mit der Aufklärung ist es hingegen anrüchig und verdächtig geworden, was bis in die jüngste Gegenwart gilt. Wo es sich historisch auflöst, entstanden bürgerliche Geheimniskulturen sowie Vorstellungen von Privatsphäre und Geheimnisse von Individuen. Zudem erscheint es in entstandenen Kulturen der Transparenz verstellt als Skandalon, Störung oder Verrat. Das Seminar rekonstruiert die Geschichte des Staatsgeheimnisses und diskutiert Konzepte und Theorien des Geheimnisses (z. B. G. Simmel, N. Luhmann, C. Schmitt). Dabei fragt es im Besonderen nach der Konstitution, Funktion und dem Wert des Geheimnisses in der Gegenwart, indem aktuelle Konzepte wie das der Transparenzgesellschaft (B.-C. Han) besprochen werden und z. B. Überwachungsprogramme wie PRISM und die Decouvrierungen E. Snowdens thematisiert werden. Darüber hinaus wird das Geheimnis jedoch nicht nur entlang der arcana imperii untersucht, sondern auch als „secretum“ und „mysterium“ betrachtet. Phänomene wie Geheimrezepturen, die Herstellung des Rubinglases, Geheimbünde oder das Einhorn sind dabei weitere Figuren des Geheimnisses.
Assmann, Aleida (1997–1999): Schleier und Schwelle. Bd. 1–3. München: Wilhelm Fink Verlag Hadler, Florian (2014): Geheimnis. Hamburg: Textem Verlag Klinge, Sebastian; Schlicht, Laurens (Hg.) (2014): Geheimnis-Wissen. Perspektiven auf das Wissen vom Geheimnis seit dem 18. Jahrhundert. Berlin: trafo Verlagsgruppe Luhmann, Niklas; Fuchs, Peter (1989): Reden und Schweigen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp |