Kommentar |
Geht es um die Diktatur-Verstrickung und politischen Instrumentalisierung von Wissenschaft, Bildung und Verwaltung in Deutschland, blieben und bleiben Archive und Archivare meist außen vor. Das ist erstaunlich, denn als Dienstleistende und Dienstleister im staatlichen Auftrag befassten sie sich explizit mit der Selektion, Sortierung, Speicherung sowie der Herausgabe, Steuerung und Produktion von historischen Quellen, Geschichtsdiskursen und Herrschaftswissen. Neuere Studien belegen nun, dass Archivare diktatorische Herrschaftsregime nicht nur passiv mitgetragen, sondern auch aktiv mitgestaltet haben. Die selbstgestrickte Legende vom unpolitischen Archivar ist damit kaum mehr zu halten. Am Beispiel des Reichs-, Bundes- und Deutschen Staatsarchivs der DDR möchte das Seminar explorativ die politische Rolle deutscher Zentralarchive in den verschiedenen Gesellschaftssystemen des 20. Jahrhunderts diskutieren.
Das Seminar wird als Blockveranstaltung am 15., 17. und 19. Februar jeweils von 10-16 Uhr durchgeführt; die Einführungsveranstaltung findet am Freitag, den 6. November, von 12-14 Uhr statt.
Lit. Wilfried Reininghaus, Archivgeschichte. Umrisse einer untergründigen Subdisziplin, in: Archivar 61 (2008), S. 352–360. |