Kommentar |
Die Frage, inwieweit die Musik der Oper (und verwandter theatralischer Gattungen) ihre Fabel nicht nur reflektiert, sondern auch deren szenische Realisierung in sich trägt, berührt nicht nur die seit Jahrzehnten mit den wechselseitigen Schlag- und Schimpfworten der Musikferne oder Theaterfremdheit geführte Auseinandersetzung um aktuelle Inszenierungspraktiken. Auch im Rahmen der (kritischen) musikwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Resultaten einer gegenüber der textbasierten Exegese Aspekte der Körperlichkeit, Medialität und Materialität akzentuierenden posthermeneutischen Performance- und Präsenzkultur lohnt sich der erste, zweite und dritte Blick auf ältere und neuere (Standard-)Texte zum Problem einer musikalischen Dramaturgie.
Ihre (auszugsweise) Lektüre bildet den Ausgangs- und Kontrapunkt der (gemeinsamen) Betrachtung von Szenen aus verschiedenen szenischen Realisierungen bequem zugänglicher Repertoirestücke von Mozart (Le nozze di Figaro; Don Giovanni), Verdi (La traviata, La forza del destino; evtl. Don Carlos), Wagner (Lohengrin; evtl. auch Meistersinger und/oder Ring), Strauss (Rosenkavalier) und Berg (Wozzeck) – ein Korpus, das durch eigene Interessen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (bis hin zu außereuropäischen Formen des Musiktheaters) zu ergänzen ist und je nach Wunsch und Möglichkeit auch den Spielplan der Berliner Opernhäuser einbezieht.
Das Seminar ist nach gegenwärtigem Stand als wöchentliche Präsenzveranstaltung geplant, der Wechsel in ein Online-Format und/oder die Umstellung auf mehrere Blocktermine bleibt aufgrund der Unsicherheiten bezüglich der Pandemielage und weiteren Terminplanung jedoch vorbehalten.
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Literatur |
Thrasybulos Georgiades, „Aus der Musiksprache des Mozart-Theaters“ (1950), in: ders., Kleine Schriften, Tutzing 1977, S. 9–32.
Joseph Kerman, Opera as drama, New York 1956.
Carl Dahlhaus, „Zur Methode der Opern-Analyse“ (1980), in ders., Gesammelte Schriften, Bd. 2, Laaber 2001, S. 412–422.
Carl Dahlhaus, „Dramaturgie der italienischen Oper“ (1988), in: ders., Gesammelte Schriften, Bd. 6, Laaber 2003, S. 467–545.
Pierlugi Petrobelli, Music in the Theatre. Essays on Verdi and Other Composers, Princeton 1994.
Nicholas Cook, Analysing Musical Multimedia, Oxford / New York 1998.
David J. Levin, Unsettling Opera: Staging Mozart, Verdi, Wagner, and Zemlinsky, Chicago 2007.
Mercedes del Carmen Carrillo Guzmán, Introducción a la dramaturgia musical, Murcia 2009.
Damien Colas, „Musical dramaturgy“, in: The Oxford Handbook of Opera, hg. von Helen Greenwald, Oxford 2013, S. 177–205.
Tereza Havelková, Opera as Hypermedium: Meaning-Making, Immediacy, and the Politics of Perception, New York 2021.
Weitere und werkspezifische Literatur wird im Verlauf des Seminars bekanntgegeben.
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