Kommentar |
Die Frage, ob uns die Sinne Zugang zur eigentlichen Wirklichkeit verschaffen, gehört zu den meistdiskutierten Fragen in der (Geschichte der) Philosophie. Bei der Auseinandersetzung mit dieser Frage ist die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Qualitäten der Dinge oft zentral. Im Rahmen dieser Unterscheidung werden sinnlich wahrnehmbare Eigenschaften wie die Größe oder Form von Gegenständen einer anderen Gruppe von – ebenfalls sinnlich wahrnehmbaren – Eigenschaften, wie der Farbe oder dem Geruch von Gegenständen, gegenübergestellt; letzteren Eigenschaften soll ein subjektiver Status zukommen.
Aus historischer Sicht spielte diese Unterscheidung – bzw. die Kritik daran – eine bedeutsame Rolle in einflussreichen Positionen in der Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts. Im Seminar lesen wir Texte von Galileo, Descartes, Locke, Berkeley und Kant zur Problematik primärer und sekundärer Qualitäten. Da diese Problematik für eine Reihe von Fragen in der Metaphysik, der Erkenntnistheorie oder der Philosophie des Geistes folgenreich ist, kann sie uns helfen, zentrale Aspekte des Denkens dieser Autoren kennenzulernen bzw. besser zu verstehen. (Nicht alle diese Autoren akzeptieren ohne Weiteres eine Unterscheidung zwischen primären und sekundären Qualitäten; manche von ihnen verwerfen sie in gewissem Sinn, und doch radikalisieren sie sie zugleich. Im Seminar wollen wir unter anderem untersuchen, wie das alles genau zu verstehen ist.)
Vorkenntnisse zu den zu lesenden Autoren sind nicht nötig. Die Bereitschaft zum Lesen englischsprachiger Texte wird zwar vorausgesetzt, jedoch werden betreffende Primärtexte von Übersetzungen in deutscher Sprache begleitet, sofern das möglich ist. |