Kommentar |
Die Wissenschaft ist seit jeher von Auseinandersetzungen, Kontroversen und Richtungsstreits geprägt. Das mag manche verwundern, die meinen Wissenschaftler müssten sich recht schnell einig sein, wenn es um wissenschaftliches Wissen geht. Andererseits ist es doch wenig verwunderlich, wenn man berücksichtigt, dass Wissenschaft mit dem durch sie erzeugten Wissen immer auch in Gesellschaft hineinwirkt, d.h. das Wissen auch gesellschaftlich relevant ist. Zudem ist die wissenschaftliche Gemeinschaft selbst sozial differenziert, was ebenfalls Potenzial für diverse Konflikte bietet.
Das Seminar setzt sich ausgehend von konkreten Beispielen (Werturteilstreit, Positivismus Streit, Akademie für Soziologie vs. DGS) damit auseinander, in welchen Dimensionen und auf welchen Ebenen wissenschaftliche Kontroversen geführt werden. Nach einer knappen wissenschaftstheoretischen Rahmung untersuchen wir an den genannten Fallbeispielen, inwiefern es sich dabei um epistemologische Fragen handelt, ob es sich um disziplinäre Streits, normativ-ethische oder politisierte Positionierungen, Methodenstreits oder Paradigmenstreits handelt und welche Rolle Machtkämpfe um Rechte, Gelder, Einfluss und Reputation spielen. Wir untersuchen die verschiedenen Modi des Streitens, der Art und Weise wie die Konflikte von welchen Akteuren in welchen Arenen mit welchen Mitteln ausgetragen werden und welche Folgen das für mögliche Lösungs- oder Befriedungsstrategien hat.
Mit Blick auf die aktuelle Auseinandersetzung zwischen der Akademie für Soziologie und (AS) und der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) erörtern wir aus einer wissenschaftssoziologischen Perspektive auf welchen Ebenen dieser Streit spielt und in welchem Verhältnis er zu früheren innerfachlichen Kontroversen steht.
Dabei blicken wir auch auf das Selbstverständnis der Soziologie als Wissenschaft und die Rolle und Funktion von Wissenschaft innerhalb der Gesellschaft. |