Die viertägige Exkursion nimmt ausgewählte temporäre Ausstellungen und Sammlungspräsentationen zum Anlass, um Berliner Institutionen wie die Berlinische Galerie, das C/O Berlin, den Hamburger Bahnhof, die Alte und Neue Nationalgalerie sowie – je nach aktueller Ausstellungslage – das HKW und das KW (Berlin Biennale) wie auch einzelne Berliner Kinos - kennenzulernen. Vor Originalen diskutieren wir das Verhältnis von Bildmedien, Zeitlichkeit und der modernen Stadt Berlin. Anhand ausgewählter Werke untersuchen wir, wie die Erfahrung der modernen Stadt die Wahrnehmung geprägt hat – und wie sich diese in der jeweils zeitgenössischen Kunst widerspiegelt. Gleichzeitig nehmen wir unsere eigenen Bewegungen in der Stadt zum Anlass, um über das Wechselspiel zwischen Stadt und (Bewegt-)Bild nachzudenken.
Ein besonderer Fokus liegt auf dem Medium Film, das mit der Entwicklung der modernen Stadt und Kunst in einer engen Wechselbeziehung steht. Mit dem Konzept des Oeil Interminable beschreibt der Filmtheoretiker Jacques Aumont eine ästhetisch-ideologische Konstellation, die sich bereits lange vor der Erfindung des Kinos in den bildenden Künsten artikulierte. Ihm zufolge sind die Malerei des 19. Jahrhunderts und der Film, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts auftritt, verschiedene Ausdrucksformen eines gemeinsamen Problems: der raum-zeitlichen Variabilität des Blicks auf das, was unserer Sicht zugänglich ist.
Den Auftakt des Seminars bildet die Sichtung von Walter Ruttmanns Symphonie einer Großstadt (1927). Dieser ikonische Experimentalfilm soll uns für filmische Gestaltungsmittel sensibilisieren und den Blick auf die künstlerischen Experimente der Weimarer Republik öffnen – etwa von Lucia Moholy, Hans Richter und Viking Eggeling. Theoretische Orientierung bietet uns zudem Walter Benjamins Konzept des Flaneurs und Siegfried Kracauers Beobachtungen des Berliner Alltagsleben der 1920er Jahre als Schlüssel zur modernen Erfahrung. In Berlin entdeckte Kracauer den Film als ein Medium, das gesellschaftliche Strukturen reflektieren und analysieren kann – kurz bevor er, durch den Nationalsozialismus aus Deutschland vertrieben worden ist. Anhand von Helke Sanders Film Redupers (1978) beispielsweise reflektieren wir, wie sich unter den Bedingungen von Zerstörung, Teilung und Wiedervereinigung einer Stadt (künstlerische und imaginäre) Freiräume verschlossen und geöffnet haben. Im Zentrum der Exkursion steht die Frage, wie Stadterfahrung in Bildern sichtbar wird und wie Berlin als geteilte und wiedervereinigte Stadt sowie internationale Metropole die Frage nach (Multi-)Perspektivität vielleicht paradigmatisch aufwirft.
Exkursionszeitraum: Samstag/Sonntag 5./6. Juli und 12./13. Juli 2025, ganztägig (inklusive vereinzelter Abendveranstaltungen)
Vorbesprechung: Dienstag, 17.06.2025, 18-20 Uhr, Raum 0.12, Georgenstraße 47
Die regelmäßige Teilnahme an allen einzelnen Exkursionstagen und an den geplanten Abendveranstaltungen ist eine notwendige Bedingung für die erfolgreiche Teilnahme an der Exkursion.
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