Die deutschsprachige Theaterwissenschaft ist seit der Jahrtausendwende intensiv mit der Frage der Rolle des Textes für die Bühne befasst. In den prägenden Werken "Ästhetik des Performativen" und "Postdramatisches Theater" beipielsweise befassen sich Erika Fischer-Lichte und Hans-Thies Lehmann mit einer Definition des Theaters, die jenseits des Textes, genauer: jenseits des Dramas funktioniert.
Dass Theater überhaupt in Verbindung mit und damit auch potentiell im Gegensatz zum Text gedacht wird, ist dabei eine eher junge Entwicklung, die mit der parallelen Entstehung von Druckerpresse und öffentlichen Theatern in Europa im Lauf des 15. und 16. Jahrhunderts beginnt. In diesem Kurs wollen wir dem postdramatischen Theater eine Untersuchung des prä-dramatischen Theaters der Frühen Neuzeit in verschiedenen europäischen Theaterkulturen gegenüber stellen, und dabei an ausgewählten Theatertexten und Inszenierungen die komplexe Dynamik von Text und Aufführung untersuchen, die sich zwischen den Zeilen entdecken lässt.
Das Seminar enthält eine Komponente theoretischer und historischer Wissensvermittelung ebenso wie eine praktische Auseinandersetzung mit Theatertexten und ihren zeitgenössischen Inszenierungen, die sich nicht selten selbst fragen: welche Rolle spielt eigentlich der Text?
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