Kommentar |
Die Rhetorik als Kunst der öffentlichen Rede stellt einen Grundpfeiler des politischen und intellektuellen Lebens der römischen Elite dar. Die uns erhaltenen literarischen Texte sind stark von der rhetorischen Ausbildung junger Männer der Oberschicht beeinflusst und können kaum ohne dieses soziokulturelle Referenzsystem verstanden werden. Im Gegensatz dazu haftet der Philosophie das Stigma einer unrömischen Beschäftigung an, deren Nutzen für die politische Praxis zumindest unklar bleibt.
In dieser Übung soll anhand zentraler Texte das Spannungsverhältnis Philosophie-Rhetorik in der römischen Kultur ausgelotet werden. Warum war Rhetorik über die gesamte Spanne der römischen Antike so enorm wichtig? Was unterscheidet einen Rhetor von einem Orator? Wie verhalten sich Theorie der Rede zu ihrer Praxis? In welchen institutionellen und diskursiven Kontexten finden sich heute Modelle und Formen der Rede, die an antike Kategorien anknüpfen? Wir werden schlaglichtartig Auszüge aus einer Rede Ciceros, einer seiner theoretischen Schriften sowie aus der Institutio Oratoria des kaiserzeitlichen Rhetoriklehrers Quintilian lesen. Die Sitzungen werden von der genauen Lektüre der Texte ausgehen und anhand von Übersetzungs- und Interpretationsproblemen einen Horizont auf solche breiter angelegten Fragen eröffnen. Auf Moodle wird zeitnah Genaueres zu den Textausgaben sowie zu behandelnde Ausschnitte bekanntgegeben.
Hilfreich zur thematischen Vorbereitung sind (eine Auswahl aus): Fuhrmann, M. (2011) Die antike Rhetorik: Eine Einführung, Mannheim; Dominik, W. und Hall, J. (2010) A Companion to Roman Rhetoric, Oxford; Sedley, D. (2003) The Cambridge Companion to Greek and Roman Philosophy, Cambridge; Fuhrmann, Erler, M. und Tornau, C. (2019) Handbuch antike Rhetorik, Berlin und Boston; Müller, G. M. und Mariani-Zini, F., Philosophie in Rom - Römische Philosophie? Kultur-, literatur- und philosophiegeschichtliche Perspektiven, Berlin und Boston. |