Die Analyse von wissenschaftlichen Texten, auch aus anderen Disziplinen, gehört zu den unverzichtbaren Schlüsselqualifikationen rechtswissenschaftlichen Arbeitens. Die Veranstaltung will durch die Lektüre und Diskussion von theoretischen Texten in das interdisziplinäre rechtswissenschaftliche Arbeiten am Beispiel eines aktuellen Problems einführen: der politischen Ökonomie des Grundgesetzes.
Wir beobachten derzeit eine fundamentale Transformation unserer Ökonomie. Das Zeitalter einer selbstläufigen Globalisierung scheint vorübergegangen. Verteilungsfragen sind mit neuer Intensität zurückgekehrt. Durch Krieg und Klimawandel könnte sich das Verhältnis von Markt und Staat auf Dauer grundlegend verändern. Was hat das mit dem Verfassungsrecht zu tun? Auf den ersten Blick wenig, gerade in Deutschland. Nach einer verbreiteten Vorstellung ist das Grundgesetz nämlich selbst keine Wirtschaftsverfassung, sondern „wirtschaftspolitisch neutral“. Es verpflichtet politisches Handeln weder auf ein ordoliberales Wettbewerbsmodell noch auf eine keynesianische Nachfragepolitik. In diesem Seminar wollen wir jene Annahmen grundsätzlich hinterfragen. Worin besteht der Zusammenhang zwischen der politischen Ökonomie der Bundesrepublik und dem Verfassungsrecht des Grundgesetzes? Wie interagieren normative Formen des Verfassungsrechts und das ökonomische Modell der Bundesrepublik im europäischen Binnenmarkt?
In diesem Seminar wollen wir gemeinsam klassische und aktuelle Texte zu diesem Themenkreis lesen und diskutieren. Im Mittelpunkt steht der Erwerb von zentralen Fähigkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens, um eigene wissenschaftliche Texte verfassen zu können: Textanalyse, mündliche Präsentation und schriftliche Auseinandersetzung durch kurze eigene Texte sollen im Seminar geübt werden. |