Im 10. und 11. Jahrhundert stand die Abtei Cluny im Zentrum der kirchlichen und vor allem liturgischen Reform Europas. Im 12. Jahrhundert wurde die jüngere Abtei Cîteaux, etwa 100 km entfernt und ebenfalls unweit des Flusses Saône, zum Zentrum einer neuen und entgegengesetzten Reformbewegung und hatte bald Tochterhäuser von Italien bis in die Mark Brandenburg und darüber hinaus. Während der französischen Revolution wurden beide Abteikirchen weitgehend zerstört. Andere, besser erhaltene Klosterkirchen bezeugen aber heute noch die Zentralität der burgundischen Länder im mittelalterlichen Europa, zwischen königlichem Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich, am Wasserweg zum Mittelmeer. Die Exkursion hat als ihre Schwerpunkte zwei Blütezeiten der burgundischen Klosterlandschaft und fragt nach der Bedeutung monumentaler Kunst zwischen der Klostergemeinschaft und der äußeren Welt: Bischöfe, Herzöge, Könige, aber auch einfache Pilger.
Einerseits wird die romanische Architektur und Bauskulptur, vor allem an den großen Wallfahrtsorten des 12. Jahrhunderts, betont. Studierende besichtigen die Abteikirche der Hl. Maria Magdalena in Vézelay sowie die Domkirche des Hl. Lazarus in Autun. Besuche der Dome von Sens und Auxerre, sowie der viel älteren Pilgerziele von St. Germain in Auxerre und St. Benigne in Dijon, erlauben dazu eine Einsicht in die spätantiken bis frühmittelalterlichen Wurzeln der Kirche in der Gegend, sowie auch die Frage der Epochengrenze zur "Gotik."
Zweiter Schwerpunkt ist die Kartause von Champmol (heute Teil von Dijon), die im ausgehenden 14. Jahrhundert von Herzog Philip dem Kühnen gegründet wurde. Als Grablege und Memoria-ort für die Herzöge wurde es mit vielen Kunstwerken dotiert, von denen mehrere entweder vor Ort oder im Kunstmuseum der Stadt zu sehen sind. Die Kartause war dementsprechend gleichzeitig Ort der Stille und Kontemplation, sowie der herzoglichen Repräsentation und ist eine wichtige Quelle für die Hofkultur in der Zeit des „Internationalen Stils.“
Die Exkursion läuft Parallel zu der Exkursion "Architektur des Mittelalters in Burgund" (LV-Nr. 533656) von Margherita Tabanelli, mit Schwerpunkt Architektur. Alle Teilnehmer werden voraussichtlich die Referate von beiden Veranstaltungen hören können. Interessierte Studierende sollten sich zuerst nur für eine von den Veranstaltungen anmelden.
Exkursionszeitraum: 20.-24.7.2024
Vorbesprechung: Freitag, 19.4.2024, 16-18 Uhr, Raum 0.12, Georgenstraße 47
Teilnahmebegrenzung: 12 Personen
Die Veranstaltung wurde 2 mal im Vorlesungsverzeichnis SoSe 2024 gefunden: