Kommentar |
Was heißt es von außen, von dem Fremden, dem Besucher, dem Touristen betrachtet und dargestellt zu werden? Um eine historische Perspektive auf die gängigen Islandbilder von heute zu gewinnen, wollen wir uns zuerst mit einigen Reiseberichten auseinandersetzen, vorwiegend aus dem deutschen und englischen Sprachraum des 18. und 19. Jahrhunderts. Welche Bilder von dieser Insel am Rande Europas und ihren Einwohnern sind u.a. bei Forschern, Globetrotterinnen und jungen Adligen entstanden? Wir werfen einen Blick auf das Spektrum der Islandbilder zwischen Thule, der unbewohnbaren Insel, dem Land der Barbaren, der Primitiven bis hin zu den Hellenen des Nordens, zur Insel der Träume, der Utopie, der Authentizität, der Ursprünglichkeit und des Exotischen. Wie haben sich diese Islandbilder über die Jahrhunderte bis zur Gegenwart entwickelt, inwieweit gibt es, trotz aller Veränderungen, gewisse Kontinuitäten und welche Wahrnehmungsformen haben sich dagegen stärker gewandelt? Außer des Fokus auf verschiedene Islandbilder sollen diese Fremdbilder ebenfalls mit dem fremden Blick auf eine andere dänische Kolonie, Grönland, verglichen werden. Dabei soll v.a. thematisiert werden, wie die Isländer ihrem Selbstbild entsprechend abgelehnt haben, als gleich „fremd“ wie ihre grönländischen Nachbarn dargestellt zu werden, wie dies z.B. im Jahr 1905 bezüglich der dänischen Kolonialausstellung im Tivoli geschah. Im letzten Teil wollen wir uns mit dem Islandbild der jüngeren Vergangenheit auseinandersetzen, sowohl der Naturerfahrung des modernen Landschaftstourismus als auch die sexistischen Werbekampagnen für das Nachtleben in Reykjavik. Im Hinblick auf die Islandbildern des modernen Tourismus, soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern der jüngere touristische Blick noch Spuren von jahrhundertalter Fremdwahrnehmung der frühen Reiseliteratur beinhalten. Neben den Primär- und Sekundärtexten, die zur Diskussion stehen, werden wir die Thematik ferner über andere Medien wie Film, Fotografie, Musik und Literatur angehen. |