Kommentar |
In der Vorlesung werden verschiedene Auffassungen von Mythen in der Literatur Roms analysiert. Mythen erklärten den Ursprung von Kulten, Ritualen, Tempeln und Städten, die Eigenschaften der Götter und Heroen, die Beziehungen zwischen Menschen und Göttern. Römische und griechische Autoren projizierten die sozialen und politischen Verhältnisse aus ihrem Umfeld in die mythische Welt, um sie zu verherrlichen oder zu hinterfragen. Darüber hinaus werden humorvolle Mythenerzählungen thematisiert, welche die sozialen und politischen Begebenheiten ironisieren und parodieren. Im Mittelpunkt der Vorlesung stehen verschiedene literarische Gattungen der Mythenerzählung (z. B. Komödie, Mimus, Tragödie, Historiographie, antiquarische Literatur, Epos, Elegie, Menippeische Satire) und ihre Charakteristiken, welche die Mythenerzählungen entscheidend prägten. Mythologie diente der Identitätsstiftung und Reflexion darüber, wie fluid die Sozial- und Geschlechteridentitäten sind. Ein besonderes Augenmerk wird auf verschiedene Arten der Mythendeutung gerichtet, um herauszuarbeiten, mit welchen rationalisierenden Methoden einzelne Autoren die Wahrheit eines Göttermythos von seinem fabulierenden Teil trennen. Abweichende Auffassungen von Mythen werden analysiert, um einen Dialog antiker Autoren mit den vorangegangenen Versionen der Mythen aufzuzeigen. Ein wichtiger Punkt ist zudem die Rezeption antiker Mythen in der modernen Kunst.
Literatur zur Einführung: Jörg und Ulrike Rüpke, Die 101 wichtigsten Fragen - Götter und Mythen der Antike, München 2010; Fritz Graf, Griechische Mythen, Düsseldorf, 2001. Spezielle Studien: Fritz Graf (Hg.), Mythos in mythenloser Gesellschaft: Das Paradigma Roms, Stuttgart, 1993; Ueli Dill, Christine Walde (Hg.) Antike Mythen: Medien, Transformationen und Konstruktionen, Berlin, New York, 2009.
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