Ein auf den ersten Blick paradox erscheinendes Resultat zunehmender Urbanisierungsprozesse stellt die Rückkehr von Garten- und Agrarkulturen in den Stadtraum dar. Dabei reicht das Spektrum von der Bewirtschaftung grüner Brachen bis hin zu „Strategien produktiver Stadtlandschaften“ im Rahmen des Klimawandels. Das ist jedoch keine Erfindung des 21. Jahrhunderts, sondern wurde in den Gartenstädten in der vorangegangenen Jahrhundertwende schon einmal diskutiert. Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsreform waren einige der zentralen Begriffe. Was verbindet die historischen mit den aktuellen Konzepten? Dem wollen wir im Seminar unter der Frage nachgehen: Welche Ökonomien brauchen Städte und müssen wir angesichts ihrer Verarmung an neue Mischformen aus Subsistenz und Ökonomie samt informeller Wirtschaft sowie solidarischer Ökonomie denken? Was braucht eine Gesellschaft und damit auch eine städtische Gesellschaft der Zukunft an Gemeingütern?
Im Seminar werden wir in einem ersten Teil die Entwicklung von Konzepten, commons geleiteter Stadtplanung am Anfang des 20. Jahrhunderts betrachten. Das Problem der Bodenspekulation stand im Mittelpunkt. Dafür wollen wir u. a. „Gartenstädte von morgen“, das zentrale Werk von Ebenezer Howard heranziehen und uns dem „Selbstversorgerkonzept“ von Leberecht Migge zuwenden.
In einem zweiten Teil geht es um die (Neu-)Entwicklung der Idee urbaner Land- und Gartenwirtschaft am Anfang des 21. Jahrhunderts.
Findet im Rahmen des normalen Lehrprogrammes am Institut für Europäische Ethnologie statt, ÜWP Studierende können zusätzlich teilnehmen.
Elinor Ostrom: Governing the Commons. The Evolution of Institutions for Collective Action. Cambridge 1990 ( Dt.: Die Verfassung der Allemende: Jenseits von Staat und Markt. Tübingen 1999)