Kommentar |
Die Bildungsinstitutionen Schule und Universität adressieren ein breites und diverses Publikum. Das Thema Partizipation und das Problem der Exklusivität von (Bildungs)Wissen ist dabei ein wiederkehrender Topos, der sowohl von den Sozial- und Kulturwissenschaften als auch in Bereichen von Politik und Öffentlichkeit verhandelt wird. Diese Überlegungen sind ebenso relevant für Museen und Ausstellungsräume als öffentliche Institutionen mit einem oftmals dezidiert formulierten Bildungsauftrag Bildungsauftrag. In all diesen Kontexten offenbart sich „Bildung“ als fortwährendes Brennglas unterschiedlicher sozialer Problemlagen, konflikthafter Interessen und unterschiedlicher Publika.
Das ethnographische Forschungsprojekt bringt Studierende in Kontakt mit dem Humboldt Labor, dem interdisziplinären Ausstellungsraum der HU, der im Sommer 2020 im Humboldt Forum eröffnet wird. Das Humboldt Labor versteht sich in eigener Beschreibung als lebendige Ideenwerkstatt der Humboldt-Universität und ihrer Partner. Seine Formate sind ebenso vielfältig wie seine Themen: In Ausstellungen, Workshops, wissenschaftlichen Experimenten, Vorlesungen, Diskussionsreihen, Performances, Medieninstallationen und Forschungsstationen im Raum sollen die zukünftigen Besucher_innen die Chance erhalten, sich mit aktuellen Forschungsfragen auseinanderzusetzen und an der Erprobung der Wissensformate der Zukunft teilzuhaben.
Die Studierenden lernen das Vermittlungsteam sowie die Kurator_innen, Wissenschaftler_innen und weiteren Mitarbeiter_innen des Humboldt Labors kennen. Mit theoretischen Ansätzen der Museum Studies, der Anthropologie der Sinne/Visual Culture Studies, der Anticipatory Anthropology, aber auch unter Zuhilfenahme methodologischer Auseinandersetzungen der Organisations- und Museumethnographie werden wir uns u.a. den Themen Bildung, Partizipation, Wissensproduktion, Repräsentation und Zukunft des Ausstellens ethnographisch nähern. Im Spezifischen werden wir uns dem Planungsprozess und damit den vielseitigen Praktiken des Planens, Entwerfens und Infrastrukturierens widmen. In eigenen Projekten werden die Studierenden das weitere Feld und Umfeld des Humboldt Labors ethnographisch beforschen und ihre Fragen, Forschungsdesigns, Themen, Kritiken und Ergebnisse an das Humboldt Labor zurückspielen und mit den Beteiligten diskutieren. Ziel ist es, anhand der ethnographischen Projekte die Forschungsprozesse und möglichen Repräsentationsformen zu reflektieren.
Geplant sind hierbei u.a. auch Kollaborationen mit dem Projekt „Re-Imagining the Archive: Sexual Politics and Postcolonial Entanglements“ (im Rahmen der Princeton-HU Strategic Partnership), eine mögliche Veröffentlichung in der Reihe des Humboldt Labors und eine öffentliche Präsentation der Ergebnisse in einer Veranstaltung im Humboldt Labor selbst oder am Institut für Europäische Ethnologie.
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