Wer war Gábor Bódy? Wieso konnte er von der anderen Seite des Eisernen Vorhangs kommend den digitalen Medien-Umbruch und dessen Konsequenzen viel präziser vorrausehen als sogar westliche, kommerzielle Meister der Filmkultur? Was war seine Rolle bei der Geburt der seitdem untergegangenen Technoavantgarde? Was führte zu seinem frühen Tod?
Der Grund warum er so leicht vergessen wurde, liegt aber nicht nur an seinem frühen Tod. So ist die gesamte west-berlinischen Video- und Technoavantgarde durch die rasende Entwicklung der digitalen Technik überholt. Wahrscheinlich ist das die Voraussetzung für eine mangelhafte Kanonisierung außerhalb solcher Institutionen wie der UdK, dem DFFB-Archiv, dem Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe oder diem Intermedienlehrstuhl an der Universität für Bildende Kunst in Budapest.
Dabei wird es interessant sein, als einer Art „Vergleichende Medienarchäologie", die wichtigsten Bódy-Filme und -Videos kennen zu lernen und mit den Arbeiten anderer Film- und Videokünstler zu vergleichen. Bódys Texte werden mit Kittler, Flusser und anderen Zeitgenossen verglichen. Dazu laden wir einerseits Friderike Anders und andererseits Prof. Dr. Siegfried Zielinski ein.
Bódys Fall verdichtet die ganze Epoche symbolisch. Wie es in der Filmwissenschaft heißt: Als mise-en-abîme (das Bild im Bild). Bódy nahm den Satz des Kommunikationstheoretikers Marshall McLuhans „The Medium ist the Massage" wortwörtlich und er wendete ihn sogar, letztendlich sehr tragischer Weise, auf sein eigenes Leben an.
Sich mit Bódy zu beschäftigen bietet der Berliner Studentenschaft die hervorragende Möglichkeit, einen Einblick in die unbekannte ungarische und osteuropäische Kinokultur und in die Budapester Kunstszene zu gewinnen.
Mit dem Projekttutorium möchten wir auch die heute wieder sehr aktuelle und prekäre Frage stellen: Was für einen Urteil trifft diese ungarisch–deutsche Geschichte über das sog. Mitteleuropakonzept? Wo sind die Grenze zwischen Ost und West? Was trennt und verbindet uns? Dass wir nicht zu weit gehen: Wollte Gábor Bódy mit der Einheit das Unmögliche?
Das Projekttutorium richtet sich vor allem an die folgenden BA-/MA- und BSc-Studiengänge: Kulturwissenschaft, Kunst- und Bildgeschichte, Medienwissenschaft, Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Geschichte, Geschlechterstudien/Gender Studies, Philosophie/Ethik, Ungarische Literatur und Kultur, Musikwissenschaft, Europäische Ethnologie, Informationsmanagement und Informationstechnologie, Informatik. Es sind auch UdK-, TU-, bzw. FU-StudentInnen (z. B. von der Filmwissenschaft) eingeladen. |