Gegenstand des Seminars sind Dichter·innen·lesungen (live und aufgezeichnet), Hörspiele und Interviews, vor allem aber Sprech-Werke im Wortsinn, also weniger ‚Hörbücher‘ (d.i. Lesungen von vorab verfassten Schrifttexten), sondern Literatur, die als gesprochene entsteht und nur so existiert, kurz: die Autorschaft von Mund zu Ohr.Besondere Beachtung soll der individuellen Stimme, ihrer Phänomenologie & Theorie zukommen. Als „Schwellenphänomen“ (Barthes) zwischen Leib und Geist, Index und Zeichen versieht sie die Werke mit Sinn und Sinnlichkeit, in der medialen Aufzeichnung zudem mit einer akusmatisch-auratischen Qualität. Überall begegnet die vergegenwärtigende Emotionalität des oral Spontanen, das beidseitige Ausgeliefertsein der Stimme in ihrer Intensität und Intimität.Das (vorgeschlagene und von Ihnen gern zu ergänzende) Untersuchungskorpus besteht nicht aus ‚Volksgut‘ oder mündlich tradierten Mythen prä- oder nicht-literarischer Völker, sondern aus deutschsprachigen Erzählungen des 20. und 21. Jahrhunderts – von Carl Zuckmayers „Die Hirschkuh“ (1961) über Herta Müllers „Die Nacht ist aus Tinte gemacht“ (2009), Dieter Wellershoffs „Schau dir das an, das ist der Krieg“ (2010) und Willi Fährmanns „Beeck“ (2014) bis zu Thomas Hürlimanns „Einsiedeln“ (2020). Kern‚text’ des Seminars ist Peter Kurzecks Hörwerk „Ein Sommer der bleibt“ (2007). Die meisten dieser Werke im sind im Verlag Supposé erschienen, dessen Markenzeichen ohne Textvorlage oder Manuskript entstandene Audio-Erzählungen sind.Die Audios werden in einer HU-Box, die CDs in einem Handapparat in der Bibliothek zur Verfügung gestellt. Für das SE ist zudem ein Semesterapparat auf Moodle eingerichtet.Die Arbeitsleistung besteht wahlweise in einer Begriffs-, Werk- bzw. Autor·inn·enpatenschaft, der Präsentation eines Theorieklassikers wie Ong, Barthes, Dolar oder Lejeune (jew. mündliche Kurzpräsentation mit Handout/Thesenpapier) oder der Erstellung eines Strukturplans zur einem Hörwerk (schriftliche Leistung).
Literatur zur Einführung: Handbuch Literatur und Audiokultur. Hg. v. Natalie Binczek u. Uwe Wirth. Berlin: De Gruyter, 2020 (Handbücher zur kulturwissenschaftlichen Philologie; 10)[darin besonders: Natalie Binczek: 1. Einleitung: Literatur und Audiokultur / Britta Herrmann: 2.1. Literatur und Stimme / Stephan Kammer: 3.1. Audiophilologie / Till Dembeck: 3.2. Sprechweise – Akzent – Dialekt / Michael Bartel, Uwe Wirth, Natalie Binczek: 5. Glossar zentraler Begriffe].
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