Seit dem Ersten Weltkrieg bildete sich in Nordeuropa eine außenpolitische Linie heraus, die darauf abzielte, keine militärischen Bündnisse mit anderen Staaten einzugehen und besonders im Kriegsfall neutral zu bleiben. In der Zeit des Kalten Krieges verfolgte man dabei eine Politik des „Dritten Weges“ – und zwar sowohl außenpolitisch als Abstinenz von internationaler Blockpolitik als auch wirtschafts- und sozialpolitisch „zwischen Kapitalismus und Kommunismus“. Dass dieser „Dritte Weg“ nicht immer lupenrein verlief, zeigen Verhandlungen über eine skandinavische Verteidigungsunion in den späten 1940er Jahren, die NATO-Mitgliedschaft Islands, Dänemarks und Norwegens seit 1949 und die EWG/EG/EU-Mitgliedschaft Dänemarks seit 1973. Im Seminar soll der außen-, wirtschafts-, sozial- und kulturpolitische Kurs Dänemarks, Islands, Norwegens, Schwedens und Finnlands nachverfolgt und hinsichtlich seiner inneren Logik und seiner Widersprüche analysiert werden. Dabei werden wir den historischen Bogen vom Kriegsende 1945 bis zum Zusammenbruch des Ostblocks 1990 schlagen, einen Ausblick bis in unsere Gegenwart wagen und vor allem eine vergleichende Analyse versuchen. Das Seminar wendet sich sowohl an Studierende der skandinavistischen Kulturwissenschaft als auch der Geschichtswissenschaft. Für Geschichtsstudierende kann die Teilnahme im Rahmen des Studiums der Neueren Geschichte angerechnet werden.
Kenntnisse in skandinavischen Sprachen sind natürlich von Vorteil, aber angesichts der globalen Dimensionen der Epoche seit 1945 nicht unbedingt erforderlich. Gute Englischlesekenntnisse hingegen sind absolut unverzichtbar.
Insall, Tony; Patrick Salmon: The Nordic Countries: From War to Cold War, 1944–1951. London; New York, NY 2011. Sayle, Timothy A.: Enduring Alliance: A History of NATO and the Postwar Global Order. Ithaca, NY 2019. Crump, Laurien; Susanna Erlandsson (Hg.): Margins for Manoeuvre in Cold War Europe: The Influence of smaller Powers. New York, NY; Abington 2020. Frankson, Anders: Sverige under kalla kriget: Myter och legender. Stockholm 2021.
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