Die literarische Entdeckung des Orients seit dem 18.Jahrhundert entwirft Bilder des bezaubernden und verstörenden Fremden, die selbst noch die heutige Imagination des Orients prägen - trotz der gegenwärtigen Situation von Zerstörung, Völkermord und Krieg. Der literarische Orientalismus Skandinaviens ist lediglich Teil einer europäischen Modeerscheinung, die sich in allen Lebensbereichen von der Architektur, Malerei und Musik bis in die Wohnkultur und die Kleidermode zur Geltung bringt. Mit Stichworten wie Orientalismus, Exotismus, Diversität und Alterität soll zunächst ein kultur- und literaturtheoretischer Rahmen erarbeitet werden, um dann eine breitgefächerte und repräsentative Auswahl von Texten aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu analysieren. Das Seminar findet als Blockveranstaltung statt mit folgenden 4 Blöcken: I. Definitionen und Konzeptualisierungen des Orients (am Beispiel von Lyrik und Märchen); II. Normierte Fremde: Faszination, Anerkennung und Verteidigung des Orients (Holberg, Oehlenschläger, Wergeland); Block III: Bereiste Fremde: Das Orientbild in literarischen Reiseberichten (H.C.Andersen, Elisabeth Jerichau-Baumann, K. Hamsun); Block IV: Imaginierte Fremde: Literarisierungen des Orients (Almqvist, Ibsen, von Heidenstam, Gjellerup). Die genaue Textauswahl soll in der ersten Sitzung gemeinsam festgelegt werden.
Zur Einführung ins Thema sei verwiesen auf: V. Segalen, Die Ästhetik des Diversen: Versuch über den Exotismus, Frankfurt/M. 1983; E. W. Said: Orientalismus, Frankfurt/M. 1981; S. Kahle, Orientalism i Sverige, in: E.W.Said, Orientalism. Övers. H. H. Sjöström, Stockholm 1997, S. I-XXXIX.; B. von Folsach, I Halvmånens Skær. Eksempler på skildring af Den Nære Orient i dansk kunst og litteratur omkring 1800-1875, København 1996; E. Oxfeldt: Nordic Orientalism: Paris and the Cosmopolitan Imagination 1800-1900, København 2005. H. Anz: Fremde Vorbilder. Erziehung und Alterität in Ludvig Holbergs vergleichenden Heldengeschichten (1739), in: C. Barz, C. und W. Behschnitt (Hgg.): bildung und anderes. Alterität in Bildungsdiskursen in den skandinavischen Literaturen seit 1800. Würzburg 2007, S. 19-35. H. Anz „Oh wir selbst, wir selbst sind noch wild“. Poetische Alterität und literarischer Alteritätsdiskurs im Hinblick auf Henrik Wergelands Gedicht „ Følg Kaldet!“, in: O. Bandle, J. Glauser, S. Würth (Hgg.): Verschränkung der Kulturen. Der Sprach- und Literaturaustausch zwischen Skandinavien und den deutschsprachigen Ländern. Festschrift zum 65. Geburtstag von H.-P. Neumann, Tübingen/Basel 2004, S. 401-409; P. Frankopan: Licht aus dem Osten. Eine neue Geschichte der Welt. Hamburg: Rowohlt Tb. 2018.
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