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Gewalt, Kultur und Sinnlichkeit. Das Bild der italienischen Renaissance in Opern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Kooperation mit der Deutschen Oper Berlin) - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 53445
Semester WiSe 2025/26 SWS 2
Rhythmus Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist Es findet keine Online-Belegung über AGNES statt!
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Fr. 12:00 bis 14:00 wöch 501 (Seminarraum)
Stockwerk: 4. OG


Institutsgebäude - Am Kupfergraben 5 (AKU 5)

  findet statt     1000
Gruppe 1:
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Stollberg, Arne, Professor, Dr.
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Master of Arts  Musik, Sound, Perfomance Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2023 )   -  
Master of Arts  Musikwissenschaft Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Master of Arts  Musikwissenschaft Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2024 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft
Inhalt
Kommentar

„Die italiänische Renaissance barg in sich alle die positiven Gewalten, welchen man die moderne Cultur verdankt: also Befreiung des Gedankens, Missachtung der Autoritäten, Sieg der Bildung über den Dünkel der Abkunft, Begeisterung für die Wissenschaft und die wissenschaftliche Vergangenheit der Menschen, Entfesselung des Individuums, eine Gluth der Wahrhaftigkeit und Abneigung gegen Schein und blosen Effect (welche Gluth in einer ganzen Fülle künstlerischer Charaktere hervorloderte, die Vollkommenheit in ihren Werken und Nichts als Vollkommenheit mit höchster sittlicher Reinheit von sich forderten); ja, die Renaissance hatte positive Kräfte, welche in unserer bisherigen modernen Cultur noch nicht wieder so mächtig geworden sind. Es war das goldene Zeitalter dieses Jahrtausends, trotz aller Flecken und Laster.“ – Mit dieser Apologie stempelte Friedrich Nietzsche 1878 im ersten Band von Menschliches, Allzumenschliches die italienische Renaissance zur eigentlichen Idealepoche der Menschheit. Im Gefolge von Jacob Burckhardts Cultur der Renaissance in Italien (1860) fand damit eine Tendenz zur Verherrlichung ihren Ausdruck, nach der die Renaissance in Sachen Kultur und Kunst unüberbietbare Maßstäbe gesetzt und Zeugnisse eines nie wieder erreichten Willens zur Schönheit hinterlassen habe, verbunden mit Lebensstärke, Heroismus und fanatischen Leidenschaften, deren Wildheit freilich oft in Grausamkeit umgeschlagen sei.

Diese Projektion in Gestalt des sogenannten „Renaissancismus“ fand am Ende des 19. sowie zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf ästhetischem Gebiet überaus große Resonanz, in Architektur, bildender Kunst und Literatur, aber auch und ganz besonders innerhalb der Oper. Das Seminar möchte sich dem solchermaßen zu skizzierenden Phänomen anhand ausgewählter Fallstudien widmen, angefangen mit dem frühen Beispiel von Hector Berlioz’ Benvenuto Cellini (1838) bis zu jenen Werken der Zeit um die Jahrhundertwende bzw. des Ersten Weltkriegs, in denen der „Renaissancismus“ seinen prägnantesten Niederschlag fand, etwa Ruggero Leoncavallos I Medici (1893), Riccardo Zandonais Francesca da Rimini (1914), Max von Schillings’ Mona Lisa (1915), Erich Wolfgang Korngolds Violanta (1916), Alexander von Zemlinskys Eine florentinische Tragödie (1917) oder Franz Schrekers Die Gezeichneten (1918).

Eine besondere Pointe erwächst dem Seminar dadurch, dass am 25. Januar 2026 in der Deutschen Oper Berlin eine Neuinszenierung von Korngolds Violanta ihre Premiere erlebt. Wir werden Gelegenheit haben, diese Produktion (unter anderem durch Probenbesuche) zu begleiten und die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem „Renaissancismus“ auf eine aktuelle szenische Interpretation zu beziehen. Jörg Königsdorf, Chefdramaturg der Deutschen Oper, steht dafür während des ganzen Semesters als Diskussionspartner zur Verfügung.

Literatur

Thomas Althaus und Markus Fauser (Hrsg.), Der Renaissancismus-Diskurs um 1900. Geschichte und ästhetische Praktiken einer Bezugnahme, Bielefeld 2016

August Buck (Hrsg.), Renaissance und Renaissancismus von Jacob Burckhardt bis Thomas Mann, Tübingen 1990

David Klein, „Die Schönheit sei Beute des Starken“. Franz Schrekers Oper „Die Gezeichneten“, Mainz 2010 (Schreker-Perspektiven 2)

Helmut Koopmann und Frank Baron (Hrsg.), Die Wiederkehr der Renaissance im 19. und 20. Jahrhundert, Paderborn 2013

Wolfgang Krebs, Violanta. Erich Wolfgang Korngolds dionysisches Bühnenwerk, Berlin 2014

Karl Mennicke, Ueber Max Schillings „Mona Lisa“. Eine Einführung in das Werk, Berlin 1915

Martin A. Ruehl, The Italian Renaissance in the German Historical Imagination, 1860–1930, Cambridge 2015 (Ideas in Context 105)

Gerd Uekermann, Renaissancismus und Fin de siècle. Die italienische Renaissance in der deutschen Dramatik der letzten Jahrhundertwende, Berlin und New York 1985 (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker. Neue Folge 84)

Lewis Wickes, Studies on Aspects of Schreker’s Opera „Die Gezeichneten“, Diss. TU Berlin 1990

 

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Die Veranstaltung wurde 6 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2025/26 gefunden:

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