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„The Land without Music“? Englische Musikgeschichte im 20. und 21. Jahrhundert - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Vorlesung Veranstaltungsnummer 53444
Semester WiSe 2025/26 SWS 2
Rhythmus Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist Es findet keine Online-Belegung über AGNES statt!
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Do. 16:00 bis 18:00 wöch 23.10.2025 bis 12.02.2026  501 (Seminarraum)
Stockwerk: 4. OG


Institutsgebäude - Am Kupfergraben 5 (AKU 5)

  findet statt    
Gruppe 1:
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Stollberg, Arne, Professor, Dr.
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Bachelor of Arts  Musikwissenschaft Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Bachelor of Arts  Musikwissenschaft Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Bachelor of Arts  Musikwissenschaft Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2024 )   -  
Bachelor of Arts  Musikwissenschaft Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2024 )   -  
Bachelor of Science  Musikwissenschaft Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2024 )   -  
Master of Arts  Musik, Sound, Perfomance Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2023 )   -  
Master of Arts  Musikwissenschaft Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Master of Arts  Musikwissenschaft Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2024 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft
Inhalt
Kurzkommentar

Hinweis: Das Seminar fängt in der 2. Semesterwoche an, die erste Sitzung findet am 23.10.25 statt.

Kommentar

„Das Land ohne Musik“ – so wurde England 1914, am Vorabend des Ersten Weltkriegs, von dem deutschen Publizisten Oscar Adolf Hermann Schmitz tituliert, der damit freilich nur ein gängiges, seit dem frühen 19. Jahrhundert immer wieder zur Sprache gebrachtes Vorurteil aufgriff. Nach dem Tod Henry Purcells 1695, so der allgemeine Tenor, sei England in die musikgeschichtliche Bedeutungslosigkeit versunken und habe sein Opern- und Konzertleben unter die Herrschaft von „Ausländern“ gestellt, nämlich erst die italienische Oper (Händel) und dann die deutsche Instrumentalmusik (Mendelssohn) das Zepter ergreifen lassen.

Ausgehend von diesem fragwürdigen, aber wirkungsmächtigen Geschichtsbild entwickelte sich am Ende des 19. Jahrhunderts eine Gegenbewegung in Form der „English Musical Renaissance“, deren explizites Ziel es war, das viktorianische England – Zentrum des weltumspannenden „British Empire“ – musikalisch wieder auf Augenhöhe mit den Nationen des europäischen Kontinents zu bringen. Hier wird die Vorlesung ansetzen und sowohl die spezifischen (institutionellen, gesellschaftlichen und ideologischen) Rahmenbedingungen der „English Musical Renaissance“ als auch die konkreten Werke ihrer Protagonisten in den Blick nehmen, also Partituren von Ralph Vaughan Williams, Gustav Holst und anderen. Besonderes Augenmerk soll dabei auf zwei Phänomene gerichtet werden, die – miteinander in Zusammenhang stehend – für weite Teile der englischen Musik am Beginn des 20. Jahrhunderts charakteristisch waren: einerseits die Beschäftigung mit dem Volkslied als Grundlage einer „nationalen“ Tonsprache, andererseits der zur Verklärung des ländlichen Idylls neigende Pastoralismus, greifbar in Werken wie Vaughan Williams’ Pastoral Symphony von 1922 – nach Peter Warlocks ironischer Formulierung: „a little too much like a cow looking over a gate“ – bis hin zu Benjamin Brittens 1949 uraufgeführter Spring Symphony. Auch das wenig bekannte Opernschaffen englischer Komponisten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts soll in diesem Zusammenhang anhand einzelner Beispiele näher beleuchtet werden.

Mit Edward Elgar gewann die englische Musik wieder internationale Geltung, wobei gerade dieser Komponist nicht auf imperialistische „Pomp and Circumstance“ und die unverwüstliche Melodie des „Land of Hope and Glory“ reduziert werden darf. Schließlich ging der Stern von Benjamin Britten auf, der sich anfangs vehement gegen die Vorherrschaft der „Pastoral School“ zur Wehr setzte, zeitweise sogar in die USA flüchtete, dann aber – nach der Uraufführung seiner Oper Peter Grimes (1945) – für drei Jahrzehnte zur unbestrittenen Zentralfigur des Musiklebens auf den britischen Inseln avancierte. Ihm und seinem Kollegen Michael Tippett werden weitere Stationen der Überblicksvorlesung gewidmet sein, um zuletzt in die unmittelbare Gegenwart vorzustoßen, zu Komponisten wie Harrison Birtwistle oder Thomas Adès, die – bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Stile und Idiome – doch etwas repräsentieren, das es als genuin englischen Beitrag zur vielgestaltigen Musikgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts zu würdigen gilt.

Literatur

Music in Britain. The Twentieth Century, hrsg. von Stephen Banfield, Oxford 1995 (The Blackwell History of Music in Britain 6)

Andrew Blake, The Land without Music. Music, Culture and Society in Twentieth-Century Britain, Manchester und New York 1997

Erik Dremel, Pastorale Träume. Die Idealisierung von Natur in der englischen Musik 1900–1950, Köln u. a. 2005

Guido Heldt, Das Nationale als Problem in der englischen Musik des frühen 20. Jahrhunderts. Tondichtungen von Granville Bantock, Ralph Vaughan Williams, Edward Elgar, George Butterworth, Gerald Finzi und Gustav Holst, Hamburg 2007 (Schriften zur Musikwissenschaft aus Münster 19)

Dorothea Hilzinger, Modern British Symphonies. Komponieren zwischen Gattungskonventionen und Identitätsdiskursen, München 2024

Meirion Hughes, The English Musical Renaissance and the Press, 1850–1914. Watchmen of Music, London und New York 2016

Meirion Hughes und Robert Stradling, The English Musical Renaissance 1840–1940. Constructing a National Music [1993], Manchester und New York 22001

Tim Rayborn, A New English Music. Composers and Folk Traditions in England’s Musical Renaissance from the Late 19th to the Mid-20th Century, Jefferson, North Carolina 2016

Eric Saylor, English Pastoral Music. From Arcadia to Utopia, 1900–1955, Urbana u. a. 2017

Jürgen Schaarwächter, Two Centuries of British Symphonism. From the Beginnings to 1945. A Preliminary Survey, Hildesheim 2015

Prüfung

Klausur, 12.02.2026

Strukturbaum

Die Veranstaltung wurde 4 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2025/26 gefunden:

Humboldt-Universität zu Berlin | Unter den Linden 6 | D-10099 Berlin