Gr. 1/ Gr. 2/ Gr. 3: Redlich: Über Behinderung
"Über Behinderung" ist - und darum wird es in der Lehrveranstaltung (LV) gehen - einiges zu sagen. Schon ohne ein sonderpädagogisches Studium verfügt jede*r über ein entsprechendes (Begriffs-)Verständnis. Ferner wird der Begriff bereits in der Behindertenpädagogik (Moser & Sasse, 2008) ganz unterschiedlich diskutiert. Weitere Definitionen und Theorien finden sich zum einen im Gesundheitswesen und (Nachbar-)Disziplinen wie Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, wo eine medizinisch- psychologische Diagnostik eine wichtige Rolle spielt. Zum anderen spielt Behinderung im Recht, den Sozialwissenschaften, der Sozialpädagogik sowie der Soziologie (im Allgemeinen) und den Disability Studies (im Speziellen) eine Rolle, wo eher (soziale) Barrieren und*oder (strukturelle) Diskriminierung in den (Analyse-)Fokus rücken. Hinzu kommt, dass in der Geschichte unserer Disziplin unter /Behinderung/ ebenfalls (jeweils) Unterschiedliches verstanden worden ist. Und dann ist Behinderung auch noch in den (sozialen) Medien, der Kunst und Kultur immer wieder Thema.... Was von all diesen unterschiedlichen Thematisierungen und begrifflichen Zuschneidungen ist nun aber korrekt oder 'wahr'?
Indem in der LV "über Behinderung" aus unterschiedlichen Perspektiven gesprochen wird, wird eine forschend-analytische (Lern-)Haltung mit vergleichend-systematisierender (Analyse-) Einstellung eingenommen und neben der gemeinsamen Textlektüre und -diskussion insbesondere das eigene Wissen von und die eigene Haltung gegenüber Behinderung bzw. behinderten Menschen reflektiert.
Gr. 4 / Gr. 7: Brodesser: Chancen(un)gerechtigkeit und Inklusion
Das Seminar befasst sich mit unterschiedlichen Lebenslagen und deren Auswirkungen auf die Möglichkeiten der gleichberechtigten Teilhabe von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher (z.B. sozialer, kultureller) Herkunft. So sind beispielsweise Menschen, die selbst oder deren Familie in der Vergangenheit nach Deutschland zugewandert sind, in hiesigen Schulen mit höher qualifizierenden Schulabschlüssen unter- und in Schulen mit niedrigqualifizierenden Schulabschlüssen überrepräsentiert. Sie verlassen die Schule häufiger ohne Schulabschluss als ihre Mitschüler:innen ohne einen an der Familiensprache oder dem Geburtsort erkennbaren Zuwanderungshintergrund. Außerdem wird in dieser Schüler:innengruppe häufiger ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt.
Was bedeuten diese und weitere differenzierende Befunde vor dem Hintergrund inklusiver Schulentwicklung? Sind bestimmte schulische Risikofaktoren besonders erschwerend für Kinder und Jugendliche, die vom suggerierten Bild des „Durchschnittsschülers“/der „Durchschnittsschülerin“ abweichen? Was bedeutet das für mich als zukünftige Lehrkraft, Rehabilitationspädagog:in oder Wissenschaftler:in? In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit Studien, Texten und Filmen und diskutieren auf Grundlage wissenschaftlicher Ergebnisse den Zusammenhang zwischen Chancengerechtigkeit und Herkunft
Gr. 5 / Gr. 6: Bengel: Inklusion umsetzen
In diesem Seminar setzen sich die Studierenden mit inklusionspädagogischen Fragestellungen auseinander, die Inklusion als gesamtgesellschaftliche Aufgabe definieren und die gesamte Lebensspanne betreffen. Inklusion erfordert eine kritische, kooperative und kollaborative Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Ungleichheiten und bildungsbezogenen Herausforderungen. Das Seminar beginnt mit einer gemeinsamen inhaltlichen Einführung, die zentrale theoretische Grundlagen und aktuelle Diskurse zur Inklusion vermittelt. Auf dieser Basis starten die Studierenden in ein forschungsorientiertes Lernen, bei dem sie eigene Fragestellungen bearbeiten und ihre Ergebnisse im Austausch mit anderen reflektieren und weiterentwickeln. Im Sinne des Forschenden Lernens übernehmen die Studierenden Verantwortung für ihre eigene Wissensaneignung und wirken aktiv an der inhaltlichen Gestaltung des Seminars mit.
Gr. 8: Hoffmann: Rassismus, Antisemitismus und die biologische Konstruktion von Behinderung und sozialer Ungleichheit
Die Veranstaltung führt ein in zentrale Begriffe, kritische Theorien und Geschichten des Rassismus und Antisemitismus im Kontext von Behinderung und sozialer Ungleichheit. Besondere Berücksichtigung findet dabei die Rolle der Heil- und Sonderpädagogik, insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus bis heute. Dazu sollen unter anderem ausgewählte Quellen aus dem Heilpädagogischen Archiv des Instituts für Rehabilitationswissenschaften genauer unter die historische Lupe genommen werden.
Gr. 9: Berg: Normalität und "Anderssein" - Othering in der Inklusion
Othering bezeichnet den Prozess, eine Gruppe von Personen als „anders" und „fremd" darzustellen und sie von dem abzugrenzen, was als „Wir" und „normal" betrachtet wird. In schulischen Kontexten zeigt sich das beispielsweise in der Herstellung einer Zwei-Gruppen-Teilung von Schüler*innen mit Nicht-/Behinderung, Un-/Fähigkeiten, Erst-/Zweitsprache, nicht-/deutscher Herkunft oder un-/angemessenem Verhalten. Im Seminar wird untersucht, wie Normalität gesellschaftlich konstruiert wird, welche Vorstellungen von Normalität und Andersartigkeit im inklusionspädagogischen Alltag wirksam sind und welche Exklusionsrisiken sich daraus ergeben können. Auf Grundlage gemeinsamer Textlektüre, Diskussionen und kleiner praxisnaher Übungen wird eine forschend-reflektierende Perspektive auf Inklusion entwickelt. Ziel der Veranstaltung ist es, Othering als theoretisches Konzept zu verstehen, seine Bedeutung für die pädagogische Praxis zu reflektieren und die eigene Haltung kritisch zu hinterfragen. Das Seminar beinhaltet daher eine Doppelsitzung am 27. Oktober, in der ein Grundlagenwissen über gesellschaftliche Diskriminierungsstrukturen und Machtverhältnisse vermittelt werden und die eigene Positionierung innerhalb dieser Strukturen beleuchtet werden soll.
Gr. 10: Berg: Gender-Diversität und Inklusion
Gender bezeichnet das soziale Konstrukt von Geschlechtsidentität, das über geschlechtsspezifische Erwartungen, Rollenzuschreibungen und Normalitätsvorstellungen von „männlich" und „weiblich" erzeugt und beständig reproduziert wird. In pädagogischen Kontexten zeigen sich geschlechtsbezogene Zuschreibungen beispielsweise in der unterschiedlichen Bewertung und Steuerung von Verhalten, Leistung oder Interessen. Im Seminar wird anhand gemeinsamer Textlektüre, Diskussionen und Fallbeispielen aus der Praxis untersucht, wie Geschlecht im Kontext Schule konstruiert wird, welche Vorstellungen von „geschlechtstypischer Normalität" dabei wirksam sind und welche inklusionspädagogischen Ungleichbehandlungen daraus resultieren. Ein Fokus liegt dabei auch auf dem schulischen Umgang mit Schüler*innen außerhalb binärer Geschlechter- und Gendernormen und den Herausforderungen, die sich für eine diskriminierungskritische, queerinklusive Pädagogik ergeben. Ziel der Veranstaltung ist es, ein umfassendes Verständnis über die Herstellungsprozesse von Geschlechtsidentität zu erlangen, die Bedeutung von normierten Geschlechtervorstellungen für die inklusionspädagogische Praxis zu reflektieren und eine kritisch-reflexive Haltung im Umgang mit Geschlechtervielfalt zu entwickeln. Das Seminar beinhaltet daher eine Doppelsitzung am 23. Oktober, in der das Grundlagenwissen über gesellschaftliche Diskriminierungsstrukturen und Machtverhältnisse vermittelt werden und die eigene Positionierung innerhalb dieser Strukturen beleuchtet werden soll.
Gr. 11: Zauner: Inklusion/Exklusion - Körper, Norm und Schule
Das Seminar ist in zwei thamtische Blöcke gegliedert:
Block I: Einblicke in Diskurse und gesellschaftskritische Perspektiven
Im ersten Block stehen theoretische Zugänge und kritische Reflexionen im Mittelpunkt. Diskutiert wird das Begriffspaar Inklusion und Exklusion, insbesondere im Hinblick auf differente Körperlichkeit sowie kulturell geprägte Normen von Körpern. Dabei wird sowohl die individuelle als auch die kollektive Dimension von Inklusion berücksichtigt. Ziel ist es, das eigene Inklusionsverständnis weiterzuentwickeln und kritisch zu hinterfragen.
Block II: Praxisbeispiele
Im zweiten Block werden zentrale theoretische Konzepte anhand von Praxisbeispielen und aktueller Forschungsliteratur zur inklusiven Schulentwicklung vertieft. Der Fokus liegt auf einer kritischen Auseinandersetzung mit konkreten Schulen und pädagogischen Situationen.
Gr. 12: Wahl: Barrierefreiheit gestalten – Bauliche und digitale Zugänglichkeit in der Sonder- und Rehabilitationspädagogik
In diesem Seminar setzen wir uns mit den Grundlagen, Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten baulicher und digitaler Barrierefreiheit bzw. Barrierearmut im Kontext sonder- und rehabilitationspädagogischer Einrichtungen und Themen auseinander. Ziel ist es, praxisnahes Wissen über rechtliche Rahmenbedingungen, technische Standards und inklusive Konzepte aufzubauen. Auf der Grundlage eines forschungsorientierten Ansatzes wollen wir anhand konkreter Fallbeispiele Lösungen für barrierefreie Lern- und Lebensräume erarbeiten.
Gr. 13: Thümmler: Vertiefung Sonder- und Inklusionspädagogik
In diesem Bachelor-Seminar setzen sich die Studierenden mit den wissenschaftstheoretischen Grundlagen und aktuellen Entwicklungen der Sonder- und Inklusionspädagogik auseinander. Im Mittelpunkt stehen zentrale theoretische Modelle inklusiver Schule und deren Reflexion vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher und ethischer Herausforderungen. Das Seminar integriert sowohl vorlesungsartige Fundierung als auch diskursive Auseinandersetzung im Seminarformat, unterstützt durch gezielte Lektüre und Selbststudium. Anhand von Fallstudien aus verschiedenen Förderschwerpunkten erarbeiten die Teilnehmenden theoretische Reflexionsrahmen und prüfen deren Anwendbarkeit im schulischen Kontext. Ziel ist es, eine fundierte, theoriegeleitete Praxiskompetenz zu entwickeln und für die eigene Unterrichtsentwicklung fruchtbar zu machen.
Gr. 14: Stücker: Ableismus, Fähigkeiten und Gesellschaft
Das Seminar beschäftigt sich mit dem Konzept des Ableismus, der eine tief in unsere Gesellschaft verankerte Struktur beschreibt, die normative Vorstellung von Fähigkeiten sowie Leistungen und daran geknüpfte gesellschaftliche De_Privilegierungsprozesse umfasst. Ausgehend von theoretischen und empirischen Texten aus den Disability Studies und der ableismuskritischen Forschung werden die Studierenden zentrale Begriffe und Perspektiven des Ableismusdiskurses kennenlernen. Dabei werden auch intersektionale Verflechtungen von Behinderung, Geschlecht, Migration und sozialer Herkunft thematisiert. Ziel des Seminars ist es, Ableismus als gesellschaftliches und pädagogisches Differenzordnung zu verstehen, die eigene Haltung kritisch zu reflektieren und Konsequenzen für inklusionspädagogisches Denken und Handeln zu diskutieren. |