1975 erscheint „Le rire de la Méduse“ (‚Das Lachen der Medusa‘) der in Algerien geborenen Schriftstellerin, Philosophin, Theoretikerin, Literaturkritikerin Hélène Cixous (*1937). Dieser Text gilt als bedeutender Text des französischen Differenzfeminismus – eine Form des Feminismus, die sich in den 1970er Jahren gegen den insbesondere von Simone de Beauvoir vertretenen Gleichheitsfeminismus konturiert, indem nach dem spezifisch Weiblichen (und das heißt nicht zuletzt nach dem Ausgegrenzten, Verdrängten) gefragt und die Differenz der Geschlechter als nichtkomplementäre Differenz betrachtet wird.
Wir werden in diesem Seminar Cixous in Konstellation mit anderen Differenzfeministinnen wie z.B. Luce Irigaray, Chantal Chawaf, Julia Kristeva oder Catherine Clément lesen. Der Begriff „écriture féminine“ wurde zuerst von Catherine Clément geprägt und sodann von anderen Feministinnen wie Cixous weiter ausgestaltet. Die Frage nach einem ‚weiblichen Schreiben‘ soll aus heutiger gendertheoretischer Sicht in ihrem historischen Kontext (u.a. 68-er-Bewegung, MLF – Mouvement de libération des femmes) verortet und gleichzeitig kritisch hinterfragt werden. Was ist unter einer weiblichen Ästhetik, einem weiblichen Schreiben zu verstehen, das Widerstand gegen patriarchale Gesellschaftsstrukturen leistet und sich selbst radikal dekonstruiert? Worin liegen die spezifischen politischen Implikationen eines genuin eigenen Denk-und Wirkungsraumes, der sich (selbst-)bewusst zwischen Theorie und Literatur verortet? Wichtige Leitmetapher für unser Seminar wird dabei die Medusa sein – in all ihren mythologischen Facetten und Fortschreibungen im feministischen Diskurs: schlangenartig, monströs, vielgestaltig, vergewaltigt, blickmächtig, wütend, exiliert, geköpft.
Für die Teilnahme am Seminar sind Lektürefähigkeiten des Französischen wichtig, da möglichst nah an den Originaltexten gearbeitet werden soll. Grundsätzlich soll das Seminar aber allen Interessierten offenstehen – Lösungen lassen sich in der Regel immer finden.
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