Anfang des 20. Jahrhunderts beschrieb Ludwig Wittgenstein ein typisch philosophisches „Streben, das Fundament, oder Wesen, alles Erfahrungsmäßigen zu verstehen“, bei dem allerdings keine „neue Tatsachen auf[zu]spüren“ sind. Denn „[w]ir wollen etwas verstehen, was schon vor unsern Augen liegt. Denn das scheinen wir, in irgend einem Sinne, nicht zu verstehen.“ (Philosophische Untersuchungen 89) Wittgenstein belegt dies mit dem berühmten Augustinus Zitat: „Was ist also ‚Zeit‘? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich einem Fragenden es erklären, weiß ich es nicht.“ (Confessiones XI,14) Sowohl Wittgenstein als auch Augustinus etwa 1500 Jahre früher weisen auf eine besondere Schwierigkeit hin, die bereits Platon, Aristoteles und Plotin zum Nachdenken angeregt hatte: die Natur der Zeit. Die Schwierigkeit bringt das Augustinus-Zitat auf den Punkt: Die Zeit ist uns unmittelbar zugänglich – wir leben in ihr –, und doch entzieht sich uns ein klares Verständnis der Zeit. Das Seminar zielt darauf ab, anhand antiker Texte (Auszüge aus Platons Timaios und aus Aristoteles‘ Physik, Plotins Enneade III 7 „Über Ewigkeit und Zeit“ und des XI. Buches der Confessiones von Augustinus) uns mit dieser Schwierigkeit zu konfrontieren, um genau das zu verstehen, was wir scheinen, nicht zu verstehen: Was ist Zeit? Grundlegende Kenntnisse der Philosophie sind empfehlenswert. Obwohl wir uns hauptsächlich mit Texten der Antiken Philosophie beschäftigen werden, ist das Seminar auch für Studierende ohne Vorkenntnisse der Antiken Philosophie geeignet.
Unterrichtssprache: Deutsch (English-speaking students are welcome to join the class as well as the discussion, and to submit papers in English)
Vertretung. Details folgen.
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