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Mechanisierung der Künste, Virtualisierung des Handwerks in Mittelalter und Früher Neuzeit - Detailseite

Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 5210063
Semester WiSe 2025/26 SWS 2
Rhythmus jedes Semester Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfristen - Eine Belegung ist online erforderlich Zentrale Abmeldefrist    01.07.2025 - 31.03.2026    aktuell
Zentrale Frist    01.07.2025 - 08.10.2025   
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Do. 16:00 bis 18:00 wöch 3.021 (Seminarraum)
Stockwerk: EG


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Universitätsgebäude am Hegelplatz - Dorotheenstraße 24 (DOR 24)

Außenbereich eingeschränkt nutzbar Innenbereich nutzbar Parkplatz vorhanden Barrierearmes WC vorhanden Barrierearme Anreise mit ÖPNV möglich
  findet statt     24
Gruppe 1:


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Scheuer, Hans Jürgen , Prof. Dr.
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Master of Arts  Deutsche Literatur Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2023 )   -  
Master of Arts  Europäische Literaturen Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Programmstud.-o.Abl.MA  Deutsche Literatur Programm ( POVersion: 1999 )   -  
Programmstud.-o.Abl.MA  Europäische Literaturen Programm ( POVersion: 1999 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät, Institut für deutsche Literatur
Inhalt
Kommentar

Im Rahmen dieses Seminars soll eine neue Forschungshypothese erarbeitet werden. Sie zielt darauf, die Entwicklung einer impliziten Poetik in mittelhochdeutschen Dichtungen als vormodernes Muster moderner Avantgarden zu verstehen. Dazu ist zunächst kritisch zu überprüfen, was aus der wissenschaftlichen Beschäftigung mit lateinischen Schulpoetiken in der Regel unbefragt auf die volkssprachliche Literatursituation übertragen wird: Die Dichtungslehre gilt als fortgeschrittenes Stadium der Rhetorikunterrichts und somit als Anhang des aus der Antike adaptierten Bildungsprogramms der "Sieben freien Künste". Die Sprachkunst erscheint dort als "freies Tun" im überkommenen Sinne des aristotelischen poieîn: des vernunftgeleiteten Hervorbringens aus Vorhandenem. Demgegenüber ist ein bemerkenswerter Befund zu kommentieren: Mittelalterliche Dichtungen greifen seit dem 12. Jahrhundert häufig und mit Emphase auf Metaphern aus dem Feld der artes mechanicae zurück. Dadurch verschieben sie die Selbstbeschreibung der poíesis von den geistig abstrakten Grundlagen des Wort- und Zahlgebrauchs auf die Seite handwerklicher práxis, über die sich Materialität, Produktion und Leistung sprachlicher Artefakte beurteilen und bemessen lassen. Dadurch entsteht eine doppelte Paradoxie: Zunächst lenkt das Konzept der mechanischen Künste den Blick auf einen Bereich non-verbaler Tätigkeit (Christel Meier). Das heißt: Die Sprachkunst wird durch nicht-sprachliche Qualitäten charakterisiert, die vorwiegend durch vormachendes Handeln weitergegeben, durch nachahmendes Handeln eingeübt werden. Damit aber entäußert sich die ars ihrer Freiheit: Mittelhochdeutsch werden die artes mechanicae deshalb die eygin kunste genannt: Sie seien wie Werkzeuge oder Dienstleute fremdem Willen unterworfen. Auf diesem Weg entsteht ein Unding: eine "praktizierte Poetik", die nicht mehr wie Aristoteles práttein und poieîn kategorisch voneinander trennt (Eth. Nic. 1140a5), sondern als Wissensspeicher und Schauplatz interagierender Künste, ihrer Verfahren, Leistungen und Produkte in wechselseitigem Austausch fungiert. Die Künste werden mechanisch, das Handwerk in subtiler Weise virtualisiert. Wir werden dieser komplexen und langwierigen Entwicklung auf der Grundlage der mhd. Spruchdichtung und ihrer zünftig organisierten Fortführung im Meistersang nachgehen, außerdem poetologische Exkurse prägender Meister (wie Gottfried von Straßburg, Konrad von Würzburg und Frauenlob) hinzuziehen sowie versuchen, Analogien zum Programm moderner Avantgarden herauszuarbeiten. Die Textgrundlagen werden über Moodle zur Verfügung gestellt; die Einzelanalysen von Teilcorpora sollen in Gruppenarbeit entwickelt werden.

Strukturbaum

Die Veranstaltung wurde 4 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2025/26 gefunden:

Humboldt-Universität zu Berlin | Unter den Linden 6 | D-10099 Berlin