Das SE nähert sich der mittelalterlichen Novelle Gregorius (um 1190) von Hartmann von Aue und Thomas Manns darauf basierendem Roman Der Erwählte (1951) aus der Perspektive der literaturwissenschaftlichen Gender Studies und Queer Studies. In beiden Fällen geht es um einen doppelten Inzest, den zunächst Bruder und Schwester und dann Mutter und Sohn miteinander begehen. Während der Inzest für die mittelalterliche Adelsgesellschaft, die in der Regel innerhalb ihres eigenen Standes heiratete, durchaus ein Problem darstellte, war dies für die deutsche Nachkriegsgesellschaft nicht der Fall. Warum also interessierte sich Thomas Mann für diese Form der sexuellen Grenzüberschreitung? Diesen Fragen geht das SE nach, indem es die „sexuelle Poetik“ (Ina Hartwig) der beiden Werke untersucht. Außerdem werden wir uns mit der Illustrationsgeschichte des Gregorius und des Erwählten befassen.Zu erwartende Arbeitsleistung: Erstellung eines Dossiers und eines Protokolls
Hartmann von Aue: Gregorius. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Friedrich Neumann neu hg., übersetzt und kommentiert von Waltraud Fritsch-Rößler. Stuttgart 2011 (Reclams Universal-Bibliothek 18764). – Thomas Mann: Der Erwählte. In der Fassung der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe. Frankfurt am Main 2025 (Fischer-Taschenbuch).
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